Kleine Anmerkung: als dieser Text geschrieben wurde...

...befanden Worte wie SARS-CoV-2 oder COVID-19 oder gar Corona-Pandemie nicht in meinem Wortschatz, weder passiv noch aktiv. Das änderte sich dann nach der Jahreswende schnell, sehr schnell sogar. Noch am 31.12.2019 wurde das Virus in Wuhan bestätigt, am 11.3. von der WHO zur Pandemie erklärt und am 19.3. meldete Italien mehr Todesopfer als China. Die entsetzlichen Bilder aus Bergamo werde ich nie vergessen. Seit dem 17. Januar tobt das Virus in Deutschland, erst verhalten, so wie das bei einer Pandemie eben ist - aber dann gehen die Zahlen durch die Decke, gebremst nur durch unser aller umsichtiges Verhalten und durch eine durchsetzungsfähige Bundeskanzlerin, der man hier mal wieder die naturwissenschaftliche Prägung anmerkt. Rückholaktionen aus Wuhan und China, später aus der ganzen Welt. Ab 27.2. gibt es einen Krisenstab bei der Bundesregierung, Heinsberg, Klopapier, Mund-Nasen-Schutz, Lockdown - das alles wusste ich NICHT, als ich diesen pessimistischen Text zum Neuen Jahr schrieb. Nun aber los:

Moin Moin 2020...

...schauen wir mal, was du uns bringst. Du bist erst ein paar Tage alt und schon hält man (wieder einmal) den Atem an. Bei den vielen Konfliktherden rund um die Welt, bei den zahlreichen Despoten am Ruder, bei den Trumps, Erdogans, Putins, die alle gerne mal Öl ins Feuer gießen, bei der Unfähigkeit der Politik, die wirklichen Probleme gemeinsam zu lösen, angesichts der Tatsache, dass wir uns auf facebook mit Fotos unserer Weihnachtsmenüs überbieten während sich auf den griechischen Inseln Kinder frierend ins neue Jahr gezittert haben, im Mittelmeer wieder Menschen ertrinken weil in Idlib und anderswo Bomben fallen, Menschen getötet werden weil sie im Strategiespiel der Großmächte und der oben erwähnten verantwortungslosen Egomanen zur falschen Zeit am falschen Ort leben oder einfach durch staatliche Lynchjustiz ermordet werden, völlig egal, welche Konsequenzen das haben könnte - da fällt es schwer, optimistisch in die Zukunft zu blicken! Gleichzeitig schlagen hier die Wellen hoch ob eines satirischen Liedes (!), dass das größte Problem der Menschheit auf den Punkt bringt und von vielen als ein persönlich Angriff (!) auf die eigene (!!) Oma (!!!) angesehen wird.

Dabei steht fest: meine, besser UNSERE Generation hat in einem im Rückblick unvorstellbar egoistischen Maß die Ressourcen dieser Erde ausgebeutet und damit in die Natur eingegriffen und wird unseren Kindern und Enkeln eine Welt hinterlassen, die um Klassen gefährlicher sein wird als alles was wir bisher kennen. Ich möchte mir gar nicht vorstellen, wie man unseren Egoismus, unsere Egozentrik in den Geschichtsbüchern einmal darstellen und bewerten wird. Natürlich haben wir das nicht absichtlich und bewusst getan! Unsere Eltern waren froh, dass es nach dem Krieg und den Aufbaujahren aufwärts ging, dass sie sich und ihren Kindern ein schönes Leben sichern konnten. Und wir, die Nachkriegsgeneration, wir haben es genossen, wir sind im Überfluss groß geworden, konnten unbelastet und fröhlich aufwachsen. Nur die wenigsten waren sich bewusst, was da wirklich passierte. Seit den "Grenzen des Wachstums" konnte es zwar jeder nachlesen, seit spätestens 10 Jahren aber wird es öffentlich diskutiert und es ist wissenschaftlich inzwischen unumstößlich bewiesen: Das Klima ist durch uns verändert worden und es bliebt nur noch wenig Zeit, das Ruder herumzureißen. Unsere Enkel, diese Fridays-for-Future-Generation, werden es nicht mehr ändern können. Wenn die soweit sind, dass sie die Stellschrauben drehen können, ist es zu spät, sind Umkehr-, sind Kipppunkte erreicht, an denen der Prozess der Erderwärmung unaufhaltsam an Fahrt aufnimmt. Man kann über Greta Thunberg und die hinter ihr stehende Clique denken was man will, eines hat das Mädchen erreicht: das Problem wird diskutiert, endlich, endlich ernsthaft.

Aber es wird von vielen voller Wut, voller Hass diskutiert, es gibt Beschimpfungen, Lügen, Morddrohungen. Warum? Weil das alles gegen den schlimmsten aller Gegener geht: GEGEN UNS SELBST! Denn jeder Kurswechsel, egal in welchem Bereich, hilft nur, wenn wir unsere Bequemlichkeit, unsere liebgewonnenen Gewohnheiten in Frage stellen. Und ändern.

Die aktuelle Diskussion macht von Tag zu Tag deutlicher, dass wir ohne staatliche Eingriffe, ohne Verbote nicht hinkommen werden. Menschliche Intelligenz ist endlich, manche können einfach nicht anders und viele wollen auch nicht anders. Ihre Strategie: auf die anderen zeigen, was die alles machen, was da alles schief läuft, was dort alles emittiert wird. Besonders perfide sind die Angriffe auf unsere Kindergeneration: die hätten ja als Zehnjährige schon einen größeren ökologischen Fußabdruck als Oma in ihrem gesamten Leben und würden nun auf die Erwachsenenwelt schimpfen. Ja warum denn, wer hat diese Kinder denn mitgenommen auf Flugreisen, wer fährt sie aus lauter Angst jeden Tag mit dem Auto in die KITA, in die Schule? Sie sind erst dann für ihr eigenes Verhalten verantwortlich, wenn sie ihre Füße nicht mehr unter den elterlichen Tisch stecken. Selbst die Natur muss herhalten, mit ihren blöden Vulkanen, auch die sind ja tatsächlich klimaschädigend und da spricht niemand über ein Ausbruchs-Verbot (ACHTUNG, das war ironisch)! Als würde so das eigene Verhalten entschuldigt. Wir ALLE müssen uns ändern, und manchmal helfen nur staatliche Regeln. Und staatliches Handeln. So lange Flugreisen so stark subventioniert werden, dass Kegelclubs preiswerter mit dem Flieger nach Mallorca kommen als mit der Bahn an die Mosel, solange wir tonnenschwere spritfressende Autos produzieren und diese so schnell wie es die Lust am Fahren fordert bewegen wollen - solange geht da tatsächlich etwas schief! Um nur einen kleinen Aspekt zu nennen. Wer sich aktuell über mögliche Verbote aufregt: seid sicher, wir werden noch ganz andere Regeln brauchen! Im Nachhinein wird uns dann die Diskussion über ein Tempolimit oder Silvester-Böller kindisch erscheinen.

Und das alles wird auch noch Geld kosten! Viel Geld sogar! Nicht nur anonymes Geld aus der Steuerkasse - nein: jeder und jede wird es an der eigenen Geldbörse merken. Das wird weh tun - aber das sind wir den Menschen schuldig, die wir selbst in diese Welt gesetzt haben, unseren Kindern, Enkeln, Urenkeln. Es ist IHRE Zukunft, die bedroht ist, massiv bedroht ist. Da ist es ja schon fast schön, dass wir nicht mehr über Wald- und Buschbrände in Australien, über Eisbären und Südseeinseln - allesamt weit weg - reden müssen. Wir merken es hier bei uns. Das Klima ändert sich und die Folgen sind auch bei uns nicht mehr zu leugnen. Es sei denn, man ist so ein abgebrühter Lügner wie der Blondschopf im Weißen Haus. Nur finden solche Dummschwätzer leider immer mehr Zuhörer, die ihnen glauben. Glauben wollen. Weil das ja das Gewissen beruhigt und einen von den unschönen Eingriffen in die Lebensqualität befreit. Klimawandel? Nie gehört. Es ist die Stunde der Populisten, der Rattenfänger. Wer nicht lesen und nicht denken kann oder will, der folgt ihnen allzu gerne. Nur kann Dummheit auf der anderen Seite des Atlantiks nicht der Grund für uns sein, uns zurückzuziehen mit einem "Dann wollen wir auch nicht!" DAS ist kein Alibi fürs Nichtstun. Wobei auch in Amerika viele Bundesstaaten das Geplärre aus dem Weißen Haus ignorieren und eine eigene Umwelt-Politik betreiben. Aber das Signal von Mr. Fake-News ist verheerend! Doch genauso verheerend wäre es, wenn wir als eines der reichsten Länder der Erde mit unserem überragenden technischen Know-How nicht Vorreiter wären.

Ich bin fast 70 Jahre alt, habe weder Hunger noch Krieg, weder Vertreibung noch Flucht am eigenen Leib erfahren müssen - allein das eine Bilanz, die in Europa einmalig ist und für die ich unendlich dankbar bin. Da kann man auf die Politik schimpfen so viel man will und in der Tat ist da ja einiges schief gelaufen. Aber DAS haben sie hinbekommen, ein Europa, dass auf eine lange Zeit des Friedens zurückblicken kann. Für mich Grund genug, mich für die Zukunft verantwortlich zu zeigen um auch meinen Enkeln ein solches Leben zu ermöglichen. Und nicht denen hinterher zu laufen, die einfache und angenehme "Lösungen" anbieten - denn das Problem ist alles, nur nicht einfach! Und trotzdem sollten wir alle daran arbeiten. Gemeinsam!

In diesem Sinn uns allen erfolgreiche und vor allem gesunde 20er Jahre!

Schließen

Diese Seite ist Teil der Domain www.czierpka.de. Das Copyright liegt bei Karl-Heinz Czierpka, es gelten die im Impressum und in der Erklärung zum Datenschutz aufgeführten Grundsätze. Wir sind unterwegs mit dem Motorkreuzer Tremonia 2.0