Johannes Rau hat einmal über seinen Hund gesagt: "Als Hund eine Katastrophe, als Mensch unersetzlich" - für Lenni muss man den ersten Teil des Zitats ändern denn er hatte neben seinen menschlichen Qualitäten auch alle Attribute eines Ausnahmehundes! Heute haben wir ihn nach langen Überlegungen einschläfern lassen, gemeinsam haben wir ihn begleitet, ihn bis zuletzt gestreichelt. Es zerreißt einem das Herz, einen solchen Hund zu verlieren. Da kann man sich tausend Mal sagen dass es für Lenni die beste Lösung ist. Wenn so ein Tier geht, nach mehr als einem Jahrzehnt des Zusammenlebens - da bleibt eine große Leere. Er hat eben Spuren hinterlassen, nicht nur die tiefen Kratzer an der Hautür, es sind die Spuren in unseren Seelen und unseren Herzen die so weh tun. Vor allem wenn man weiß dass man so etwas nie wieder bekommen wird.Lenni hat bei uns mit seinen skurilen, oft menschlichen Eigenarten (was ist jetzt die Steigerung von was?) Tränen der Rührung und Lachsalven produziert, hat uns immer wieder staunen lassen. Wir haben über ihn geflucht und er konnte uns doch so glücklich machen. Eine Seele von Hund!

Lenni, wachsamer und aufmerksamer Begleiter vieler unserer Fahrten war seit einem Jahr sehr krank, Mega-Ösophagus, eine mieses Zusammenspiel von Magen und Speiseröhre das zu ständigem Kotzen und Würgen führt. Eine Besserung war nicht zu erwarten und manchmal würgte er Stunden in der Nacht, nahm stark ab und sollte sich nicht länger quälen.


Lenni in der Schleuse Herne - 12 Meter tief, es lärmt und hallt, quietschende Schwimmpoller - er bleibt ruhig!

Als er zu uns kam als Alan Happiness of Marike´s Life - erster Rüde nach drei Labrador-Damen - verzweifelten wir schier an seiner ungestümen Art und seinem unbändigen Bewegungsdrang. Nimmermüde und stets zu kleinen Kraft- und Machtproben aufgelegt stellte er unsere Hundeerfahrungen auf eine harte Probe. Familiär gesehen war Lenni unser Enkelhund. Jule - mit Labradors groß geworden - nahm sich natürlich auch seiner Erziehung an. Bei Welpen ging das bei uns eigentlich sonst kurz und schmerzlos: Nach drei oder vier Nächten im gefliesten Badezimmer gewöhnten sie sich ans Alleinsein in der Nacht - nicht so Lenni. Nach etwa einer Woche nächtlichen Geheules durfte er ins ebenfalls geflieste Arbeitszimmer umziehen, eine Liege für seine Betreuung daneben. Wir hatten gelernt dass Lenni eben nicht wie andere Hunde allein schlafen wollte.

DAS war sein Wetter - kalt und Schnee und dann einen Ball und nix wie los - da konnte er die Herkunft seiner Ururahnen nicht verleugnen.

Und DAS war sein Element: WASSER - die kleinste Pfütze reichte aus um völlig nass zu werden, die Baby-Bade-Muschel war schon eine Klasse besser und so richtig glücklich war er wenn auch schwimmen möglich war, ob in der Ruhr oder sonst einem anderen Gewässer, da konnte man Lenni kaum halten.

Unvergessen die Suchaktion im Tjeukemeer, hier hatten die Mädels mit Lenni gebadet, der allerdings trug wegen der anderen Badenden im Wasser seine Leine - und irgendwann muss sie ihm beim Toben dann über den Kopf gerutscht sein - weg war sie. Die aufwändige Suchaktion erfreute die Badegäste - brachte aber keinen Erfolg.

Die Konsequenz für diesen Urlaub: Lennis Halsband bestand aus einer Friesenflagge und die Leine wurde aus dem Bestand der Coby organisiert. Das hat immer und überall in Friesland zu begeisterten Sympathiebekundungen auf friesischer Seite geführt: "O leuk, een hond met een fries vlaggetje om zijn nek ..."

Oder auch hier - 7 bft am Strand - starkes Sandtreiben und viel Platz zum Laufen und ein Ball und Menschen die ihn werfen - was braucht der Hund mehr zum Glücklichsein?

Geduldig und gehorsam konnte er sein, hier bei Aufnahmen für die allfällige Internet-Meldung: "Hier wird noch gebaut, Seite befindet sich im Aufbau" - da konnte er posieren.

Darum war er natürlich auch ein erstklassiger Show-Hund - kam seinem Naturell einfach entgegen.

Auf "Steh" stand er wie eine Eins - natürlich musste da ein Leckerchen mit im Spiel sein, aber das sage ich nur am Rande.

Gelehrig war Lenni ohnehin - Jule hat ihn bei Tests und Prüfungen geführt und er hat ihr nie Schande gemacht. Da konnte der Richter noch so streng blicken und agieren - Lenni beeindruckte das absolut nicht.

Bei Fuß durch eine Menschengruppe, umschlossen von fremden Menschen, Schüsse und anderes Getöse: alles kein Problem für sein Nervenkostüm!

Stresstest? Doch nicht für Lenni! Immerhin war er offizieller Schulhund der Bach-Grundschule und als solcher ein Kinderversteher erster Ordnung. Außerdem: Je mehr Kinder desto größer die Chance das eine oder andere Schulbrot abzustauben und vor allem: gestreichelt zu werden!

Und auch das konnte man mit ihm machen: Lenni als "Lesestar" in der Stadtteilbibliothek mit der passenden Geschichte zum Tag des Buches - da war er als "First Stadtbezirksdog" unterwegs...

Auch als Therapiehund hat er sich bewiesen - vorsichtig und einfühlsam ist er auf die Menschen in seiner Umgebung eingegangen. Nichts blieb ihm verborgen, keine schlechte Laune, keine Traurigkeit - Lenni konnte sich immer auf sein Gegenüber einstellen. Irgendwie hatte er dafür ein untrügliches Gespür.

Lenni war ohne jeden Respekt - und damit passte er gut in die Familie - hier saß er vor dem Heiligen Mann (wir machten Fotos für Weihnachtsmails) und der alte Knabe hatte doch tatsächlich ein Hundeleckerchen auf der Pfote - sorry: auf der Hand. Das sorgte zwar für aufmerksame Blicke und Lenni ließ sich auch dazu verdonnern NICHTS zu machen aber wenn man dann "Feuer frei" gab ging´s zur Sache und der heilige St. Nikolaus brauchte dann selbst einen richtig guten Schutzpatron um die Fress-Attacke von Lenni heil zu überstehen, wer sehen will wie brutal Lenni sein konnte klickt mal vorsichtig hier....

In Sachen ESSEN war er SEHR erfindungsreich, bei der Suche nach Fressbarem oder vermeintlich Fressbarem kannte Lenni keine Schranken, hier hatte er Kakao-Pulver im Regal entdeckt und selbiges zum Zeitvertreib mal kurz einem intensiven Geschmackstest unterzogen...

Andererseits konnte er praktisch endlos lange auf Kommando warten, hier etwa vor seinem Osterei, hübsch garniert mit ein paar Futterbrocken, ein feines Frühstück für den Ostersonntag. Aber erst müssen die Fotos im Kasten sein. Ich glaube, Lenni war ein unbedingter Fan von Hochgeschwindigkeitskameras...

Eine besondere Leckerei: Pizzabrötchen! Wann immer bei uns Pizza geordert wurde mussten Brötchen für Lenni dabei sein. Und sein Blick wenn jemand am Tisch die Stirn hatte, Pizza-Brötchen zum Salat zu essen. Empörung pur und in der nächsten Sekunde ein schneller Seitenblick in Richtung Jule, hilfeersuchend...

Und wenn die sich dann erweichen ließ (und das tat sie immer)...

LECKER!

Fast noch schöner: Eis essen! Lenni konnte richtig gehend Eis schlecken, auch Eis am Stiel, am liebsten Magnum (mit Mandel) - völlig egal, Hauptsache eben Eis. Oder Yoghurt. Order Fla. Oder Quark (Sahnequark von Onken etwa) Oder Oder Oder

Auch eine seiner Marotten: Immer rannte er mit irgend welchen Tieren im Fang herum, nachts nutzte er sie als Kopfkissen. Hier hat Jule eine kleine Bremer-Stadtmusikanten-Parade aufgebaut. Unten Nasi, sein Lieblings-Kopfkissen. Das Nashorn hat ihn auch ins Grab begleitet. Zu Hause bei Jule waren es Ente, Elch und vor allem der dicke Hund, bei uns gab es den Esel, Nasi und das kleine Bärchen, jahreszeitenangepasst kamen der Heilige Mann oder der einäugige Hase dazu, letzterer verdankte seine Behinderung einem kleinen Techtelmechtel mit Lenni.

Und dann erst seine Karriere als Boots-Begleit-Hund - er war von Beginn an dabei als in unserer Familie das Bootfahren in Mode kam. Schon auf dem ersten Charter-Törn mit der Antares war Lenni Teil der Crew. Ich weiß noch wie er ängstlich das erste Mal auf einem Steg entlang laufen musste, unter ihm das Wasser, er stäubte sich, musste förmlich überredet werden - das hat ihm wenig später absolut nichts mehr ausgemacht. Gitterstege, Holzstege, Betonplanken - Hauptsache es ging aufs Boot.

Immer interessiert an allem was sich an Land und "auf See" ereigenete - meist vorn auf dem Vordeck, mit fliegenden Ohren, die Nase im Wind oder hier auf der Tremonia I auf dem Achterdeck - da konnte er nicht nach vorn laufen, zu schmal waren die Gangborde. Also blieb er achtern, kann man auch schön Witterung aufnehmen, von was auch immer.

Am Liegeplatz der Hausherr - wann geht es weiter, was haben sie mitgebracht vom Einkaufen - immer alles im Blick. Das waren die Wachphasen.

Zum Ausruhen belegte er gerne die beste Liegefläche an Bord - und wenn dann der Skipper mal sein Schleusennickerchen machen wollte musste der sehen wo er seine müden Glieder ausstrecken konnte.

Immer gerne: Schmachtender Blick in die Kombüse, das konnte er nun wirklich, diese Klaviatur der Blicke hatte Lenni voll drauf.

"Sonnenbaden" auf der Luxusyacht, möglichst irgendwo angekuschelt, das war Lennis Ding....

...auch wenn er sich bei Flybrigde-Yachten manches Mal ausgeschlossen fühlte, denn die Leiter rauf auf den Steuerstand - wo sich der Rest der Crew während der Fahrt am liebsten aufhält - der Weg war ihm versperrt.

Überhaupt haderte er dann und wann mit den Konstruktionen einiger Schiffe - wie soll man da auch vom niedrigen Steg auf das Achterdeck kommen? Manchmal musste man ihm schon an Bord helfen. Mit 42 Kilo Kampfgewicht nicht gerade ein behender Kletterer hatte Lenni bei einigen Yachten so seine Probleme. Aber irgend wie hat es immer geklappt und erst einmal an Bord ging der Spaß dann richtig los.

Funkwache auf der Dolphin - das war ja mal ein schönes Plätzchen: Weich, groß genug zum Ausstrecken und auf Augenhöhe mit dem Skipper, direkt vorn am Frontfenster - er hat es geliebt!

Ein Herz und eine Seele und noch viel viel mehr: Jule und ihr Lenni auf der Coby. Das war natürlich das größte für ihn, wenn Jule mit an Bord war. Ihr gehörte seine ganze Liebe, wenn sie da war waren alle anderen abgemeldet, mussten froh sein wenn sie wenigstens eine Nebenrolle abbekamen.

War sie nicht da galt ihr all sein Warten und Sehnen. Und man hatte manchmal das Gefühl dass beide ein siebter Sinn verband, manchmal ahnte er ihr Kommen auch wenn niemand vorher den Namen gesagt oder sonstwie auf Jule hingewiesen hätte. Er lag an der Haustür - oder sonst wo - ab und an ein schläfriger Blick nach draußen und döste und plötzlich kam Leben in den Hund und er wurde unruhig und einige Zeit später war sie dann da, seine JULE!

Armer Lenni - die Kotzerei hat ihm deutlich zugesetzt, manchmal blieb noch nicht einmal das Wasser drin, trotz Fressens und Saufens auf einer Treppenleiter, trotz aller Medikamentation. Es fing an auf dem Sommertörn 2010 - zunächst dachten wir an eine Magenverstimmung, einen Virus - seekrank war er nie. Irgend wann hat Jule ihn dann aus Termunterzijl abgeholt. Bei ihr zu Hause besserte es sich zunächst wieder - aber dann kam es zurück. Und später die vernichtende Diagnose Megaösophagus - nichts zu machen, nur viele Versuche das Essen und Trinken möglichst gleich tief durchrutschen zu lassen - und dennoch alles nur kleine Erfolge, das Kotzen und Würgen blieb. Nach fast einem Jahr mit der tükischen Krankheit haben wir der Quälerei ein Ende machen müssen: Gewichtsverluste waren dazu gekommen, uns allen schien er zuletzt immer mehr zu leiden.

So liegt er jetzt auf unserem Hundefriedhof, zwischen Mady und Quipu und wir hoffen dass ihn die beiden Zicken nicht zuviel nerven. Jule hat noch eine kleine Rundreise mit ihm gemacht, so konnten sich alle seine Freunde von ihm verabschieden, da sind viele Tränen geflossen. Und in der Ruhr durfte er noch einmal schwimmen. Auch seinen vielen Face-Book-Freunden hat er Tschüss gesagt - dort firmierte er als "Unterhalter" und ließ die Community an seinen vielen Erlebnissen teil haben - sein letzter Beitrag:

Hey was ist denn hier los. Eingeschlafen und plötzlich ist hier alles so weiß und flauschig um mich herum. Sieht ja ganz spaßig aus ... und so groß alles. Da werd ich wohl sehr lange brauchen, bis ich alle gemütlichen Plätze zum Schlafen ausprobiert hab´ und da ich nicht weiß, ob ich jemals wieder einen Internetanschluss finde, sag ich schon mal tschüüüü.

Macht´s gut ihr alle und danke für die tolle Zeit mit euch!!

Tschö Lenni, es war schön mit Dir, wir werden Dich alle sehr vermissen!

Lenni auf Facebook

Alles ist leer - niemand drängelt beim Fleischwurst schneiden hinter einem, kein Geschniefe und Gemüffel - nur der Korb steht noch da, auf der Plastikfolie, seine Trink- und Esskonstruktion und im Korb einige Begleiter seines Lebens - der einäugige Hase, der Heilige Mann (der alle seine Attacken überstand) der Panda, das kleine Bärchen...

Ein Link aus besseren Tagen - Lennis eigene Seite

Es gibt unendliche viele Fotos und Geschichten von Lenni in meinen Reiseberichten, allein 2010 war er mehrfach mit uns unterwegs, u.a. beim großen Sommertörn (erste Hälfte, bis sein Würgen und Erbrechen ein Ende des Urlaubs für ihn nötig machte), beim Day of Song und an vielen anderen Stellen. Einfach mal hier klicken!

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