Rund um die Turfroute

Reisebericht von Karl-Heinz Czierpka

Boot, die "Mercurius" und die Crew

2,40 Meter Höhe war die Messlatte, mit der wir ein Boot suchten. Fündig wurden wir bei Yachtcharter Turfskip, der eine Doerak mit offener Plicht im Programm hat. Die "Mercurius" ist sicher keine Schönheit, aber ein klassisches Baumuster und für unserern Törn in mehrfacher Hinsicht passend.

Mercurius mit abgebautem Dach, gut erkennbar: Offene Plicht mit Steuerstand

Mit dem Verdeck kann die gesamte Plicht überdacht und auch bei Regen oder ungemütlicher Witterung voll genutzt werden.

Offiziell wird das Schiff für 4-6 Personen abgeboten und tatsächlich kann der Innenraum durch Umklappen beider Längssitzbänke insgesamt 6 Schlafplätze bieten. Doch das halten wir für nicht praktikabel. Für 2 Personen ist das Boot hervorragend geeignet, genügend Platz und Stauraum satt. Der Umstand, dass es nur ein kombiniertes Spül-Waschbecken gibt und das gesamte Innere aus einem einzigen Raum besteht, lässt allerdings die Nutzung durch mehr als 2 Personen als nicht mehr zeitgmäß erscheinen. Mit wenig mehr als 1000 Gulden pro Woche in der Hochsaison ist das Schiff zudem sehr preiswert und auch für 2 Personen finanzierbar.

Das große Bett hat eine mit Fliegengitter ausgestattete Dachluke, die beiden Frontfenster lassen sich ebenfalls ausstellen. Der kleine Toilettenraum verfügt über einen leistungsfähigen elektrischen Lüfter.

Ute beim Einräumen, im Hintergrund das gemütliche Bett unter dem Vordeck

Die kleine Küche mit abklappbarem Gaskocher ist funktionell eingerichtet, heißes Wasser kommt aus einem durch den Motor (oder über Landstrom) erhitzten Boiler. Die Gasflasche ist in einem selbstlenzenden Gaskasten im Heck untergebracht und beschickt auch den Kühlschrank, der in der offenen Plicht steht.

Der Steuerstand befindet sich in der offenen Plicht und ist nur mit dem Nötigsten ausgestattet, noch nicht einmal eine Tankanzeige ist vorhanden. Ein Bugstrahlruder erleichtert das Manövrieren, ist aber von uns kaum gebraucht worden, da das Boot sehr gut mit Schraube und Ruder zu handhaben ist. Der Peugeot-Diesel mit 55PS ist für das Boot völlig ausreichend und sehr sparsam. Wir haben in den zwei Wochen bei 52 Betriebsstunden mal gerade 80 Liter Diesel verbraucht, bei 200 Liter Tankinhalt erklärt sich dann auch die Einsparung der Tankuhr - man braucht sie wirklich nicht!

Vor dem Steuerstuhl und dem rechts befindlichen zweiten Stuhl des Co-Piloten war genügend Raum für Karten und viele Dinge, die man als vorsichtiger Skipper gerne um sich hat. Ich halte auch bei Binnenfahrten ein gutes Fernglas für unbedingt nötig, und sei es nur, um frühzeitig die Situation an einer Anlegestelle zu klären. Auch ein scharfes und an Tauwerk erprobtes Messer für Schleusenzwischenfälle möchte ich nicht missen, ebensowenig wie eine rote Flagge - alles Dinge, die bei Charterbooten nie an Bord sind. Deshalb ziehen wir mit einer großen Technik-Kiste an Bord: Handscheinwerfer, ein kleiner Werkzeugsatz, Kabelbinder und Spanngurte für viele Aufgaben, Klebeband usw.

Der platte Bug ist typisch für eine Doerak, ebenso der Mittelpoller

Übrigens sind wir an den ganz heißen Tagen im Juli ohne Verdeck gefahren und haben auch noch die Frontscheiben nach vorn umgeklappt, das war ein echt gutes Fahrgefühl - wir jedenfalls haben mit der 8,50 Meter langen Doerak viel Spaß gehabt.

Mein Lieblingsplatz war die lange Sitzbank in der Plicht, prima für ein Mittagsschläfchen! Leider hatte auch Lenni, unser Bordhund, die lange Liegestatt für sich entdeckt. Der zweijährige Labrador-Rüde hatte unter dem Nachteil zu leiden, dass die schmalen Gangborde für ihn einen Gang nach vorn auf das Achterdeck nicht möglich machten - da sitzt er sonst immer am liebsten und läßt sich mit flatternden Ohren den Fahrtwind um die Nase wehen. Auf der Mercurius musste er in der Plicht bleiben, dort hat er dann aus den Seiteneinstiegen die Situation in Augenschein genommen. Oder eben die Sitzbank blockiert.

Großer Vorteil gegenüber anderen, baugleichen Booten: Die Mercurius verfügt über eine umlaufende und sehr stabile Reling - das gibt einfach beim Arbeiten auf dem Vordeck ein sicheres Gefühl - bei den vielen Anlegemanövern ein ganz großes Plus.

Fazit: Ein praktisches Boot, unspektakulär mit allen wichtigen Dingen, die man braucht, sehr gut zu fahren, sparsam, preiswert und durch das Verdeck leicht den Wetterbedingungen anzupassen. Für zwei Personen unbedingt zu empfehlen, für mehr Menschen sicher nur in Ausnahmefällen.

Yachtcharter Turfskip

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