Mit der Josina Elisabeth auf Klassenfahrt - IJsselmeer und Waddenzee

Donnerstag, 27.6.2002

Der fünfte Tag - aus dem Watt nach Vlieland

Morgens um acht war die Welt wieder in Ordnung, denn da endete die Ankerwache für die letzte Wache - und die lag schlafend im Bug. Das Schiff hatte sich die gesamte Nacht nicht von der Stelle bewegt, lediglich als die Tide kenterte, als also die Flut begann, drehte es sich. Aber das hatte Wijnand ja vorhergesagt. Die "Hundewache" von 2 bis 4 Uhr hatte die Sonne aufgehen sehen - ein schöner Tag sollte es werden!

Aber erstmal wecken - und alle sind ein wenig zerknittert, weil es am Abend spät geworden ist und ja der größte Teil nachts raus musste, Wache gehen. Und dieses Wache gehen hat bestens geklappt, nur ein Crew-Mitglied war einfach nicht wach zu bekommen - da ist halt jemand anderes eingesprungen.
Wijnand erklärt nach dem Frühstück, wie es weiter geht: Anker auf und dann in Richtung Vlieland. Und er kündigt schon starken Wind an und hohe Wellen im Stortemelk, der Barre zwischen Vlieland und Terschelling. Dort läuft die Strömung gegen den Wind. 1,60 Meter sind vorhergesagt.

Katja und Yves haben andere Probleme: 40 Eier für den Imbiss unterwegs sollen gekocht werden, die müssen "angepiekt" werden und in Ermangelung des dafür erfundenen Gerätes müssen die Bordmesser herhalten.

Danach wird noch eine Runde gedaddelt, draußen werden die Segel vorbereitet, dann geht der Anker hoch.

Draußen werden die Schoten und Fallen aufgeschossen. Sie müssen so liegen, dass sie jederzeit schnell und ohne Probleme gefiert werden können. In Problemsituationen kann das schnelle Fieren der Schot Schlimmes verhindern. Nadine, Jenni und Jenni geben sich daher große Mühe.

Und dann laufen wir ins Stortemelk. Korrekt heißt es Gronden van Stortemelk, und dieser Name ist nicht nur Schall und Rauch. Hier, zwischen den Inseln, hebt sich der Boden und die Dünung wird durch das enge Seegatt zusätzlich verstärkt. Wenn dann, wie heute, der Wind gegen die Strömung steht, versteht man die Bedeutung der "stürzenden Milch" - da kippt dann mehr um als nur die Milchflasche.

Was diesen Zeitgenossen ritt, werden wir nie erfahren. Mit seinem Gleiter schoss er auf uns zu und lief vor unserem Bug her, nur wenige Meter. Zu übersehen waren wir sicher nicht, schließlich standen Fock und Groß.

Schwimmwesten sind Pflicht, und die Josina stampft mit ihren 40 Metern durch das Seegatt. Rein in die Welle, runter von der Welle - jedesmal spritzt die Gischt über das Schiff. Sieht toll aus in der Sonne, macht riesig Spaß und ist so ungefähr wie Achterbahn fahren, nur dass es zwei Stunden dauert...

Gut, wir geben es zu: Einige von uns haben dem Gott der Meere geopfert - aber professionell: nach Lee. Was raus muss, muss halt raus, was sollen da alle Überlegungen. Das passiert sogar alten Seebären, Wijnand erzählt dazu am Abend eine Geschichte aus seinem reichhaltigen Schatz an Seemannsgarn.

Auf dem Video kann man es besser erkennen als hier auf den Fotos: Die Wellen sind schon recht beachtlich, immer wieder senkt sich der Bug in die Wellentäler und es spritzt weit über das Deck.

Jenni über Wind und Wetter:

Es waren die letzten zwei Tage unseres Segeltörns, denn da ging es noch mal richtig zur Sache. Wir kamen von Terschelling und wollten nach Vlieland. Unterwegs ging es rund, das Schiff lag richtig schräg, die Wellen waren 1,60 Meter hoch. Wir waren 6 - 7 Knoten schnell. Manche Leute hat es sogar zum Kotzen gebracht. Atlanta, die sowieso seekrank ist, hat nur gekotzt, sie hörte nicht mehr auf. Sogar Philip hat sich über die Rehling gehängt und gegörgelt. Und manche sahen aus wie Leichen so blass. Mir wurde immer nur schlecht, wenn ich unter Deck musste, aber über Deck ging es mir richtig gut im Gegensatz zu manchen anderen. Am letzten Tag kamen wir von Vlieland und mussten nach Harlingen, denn da wartete unser Bus, mit dem wir nach Hause mussten. An dem Tag war alles doppelt so schlimm, als am Tag davor. Wir hatten Windstärke 7 - 8 , aber die Wellen waren dies mal nicht so hoch. Dafür hat es aber richtig schön geregnet und wir wurden voll nass, manche haben sich unter Deck zurückgezogen. Jenny Kim, Andrea und ich saßen draußen und wir ließen uns den Regen nur so in unsere Gesichter klatschen. Als wir dann angelegt haben, waren manche froh und wollten schnell nach Hause und manche wären gerne noch länger geblieben.

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Außerschulischer Partner: ADAC-Yachtschule Udo Rahmann

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