Pfingsten 2007 - Regen, Gewitter und nur 15 Grad

Kurztörn auf die Ruhr

In Mülheim lege ich mich an den Anleger im Unterwasser, vorher mit dem Schleusenmeister telefonisch abgesprochen - sollte man auf jeden Fall machen, denn mittlerweile pocht man darauf, dass dies kein Liegeplatz ist. Doch wenn es aus organisatorischen Gründen sinnvoll ist, gibt es immer die Genehmigung, dort zu übernachten. Nach dem ich festgemacht habe, schaue ich kurz beim Boot vor mir vorbei, ein Stahlverdränger, frage ob man auch über Nacht bleiben will und so weiter, das übliche kurze Vorstellen eben. An Bord ein lustiges Quartett, das eben von der Ruhr zurück gekommen ist. Der Sekt ist gerade niedergemacht und man steigt im Moment auf einen trockenen Roten um. Wir kommen ins Reden und plötzlich fragt mich Linde, ganz rechts, ob ich nicht der bin der die Berichte im Internet veröffentlicht! Was stellt sich heraus? Die Vier sind den ganzen Tag nach meinem letzten Reisebericht gefahren, zitieren sogar einige Passagen wörtlich - Leute, ich muss mir künftig genauer überlegen, was ich da schreibe! Ich mache es kurz: Es wird ein ziemlich langer Abend auf der Projekt zwei. Während draußen die Blitze zucken und ein Platzregen den nächsten ablöst tauchen wir tief ein in die gelebte deutsche Geschichte, wir sind alle etwa im gleichen Alter, haben alle ähnliche politische Ziele in den unterschiedlichsten Gruppierungen (haben wir gelacht!) verfolgt - die roten Großmütter und -väter erzählen, nicht am Tisch unter den Pflaumenbäumen sondern an Bord einer Motoryacht - The times they are a-changing - ein schöner Abend, danke dass ihr mich als Fremden wie einen Freund in eure Runde aufgenommen habt, das war schön!

Am nächsten Morgen bin ich entsprechend müde, trotzdem will ich früh los. Brötchen gibt es dank unserer innovativen Ladenschlussregelung nicht, Pfingstsonntag kann auch der Bäcker mal etwas länger bei der Bäckerin liegen bleiben - Toast muss reichen. Dann laufe ich in die Schleusenkammer ein, Doppelgrün leuchtet seit zwanzig Minuten. Ich mache fest und warte und warte - irgendwann rufe ich den Meister des Abstiegsbauwerkes an und der eröffnet mir, dass die Fähre noch kommt. Tatsächlich, nach weiteren zehn Minuten nähert sich das Gefährt von achtern, ich rücke etwas vor.

Das Wetter kann noch alles werden - sooo schlimm sieht es nicht aus. Ich kriege schon fast ein schlechtes Gewissen, dass ich die gemeinsame Ruhrfahrt mit Freunden für den nächsten Tag abgesagt habe, die Wettervorhersage - Dauerregen, Gewitter, Böen - war mir zu schlecht.

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