Errechnete Ankunftszeit 2000 "Zwanzig Hundert" - gegen sieben geht die Sonne unter und es wird sofort merklich kühler. Also den nächsten greifbaren Pulli angezogen. Hunger habe ich auch bekommen, gut dass mir Marie-Luise noch ein kleines Paket für die Reise zugesteckt hat, leckere Plätzchen, viel zu süß aber der Hunger treibt sie trotzdem ´rein. Als ich in Rünthe ankomme ist es schon dunkel, die letzten Kilometer fahre ich bereits mit Licht. Anlegen unter dem Kran klappt noch so aber als ich dann zum Liegeplatz dampfe muss der Schweinwerfer ran. Ute ist inzwischen mit dem Auto angekommen und wartet schon an K30 auf mich. Und die Crews von mindestens drei Booten, nach dem warmen Tag gut abgefüllt, laut und etwas unkoordiniert stehen ebenfalls auf dem Steg und wollen "helfen" - Albtraum. Sie mutmaßen was da auf sie zukommt, können das Boot selbst gar nicht sehen weil ihnen grelle 130 Watt vom Halogenscheinwerfer in die Augen knallen. Es ist windstill, keine Strömung, langsam legt sich die Tremonia an den Steg und trotzdem grapschen gefühlte hundert Hände nach meiner Rehling, ziehen und zerren und geben mir sachdienliche Hinweise wie ich jetzt weiter verfahren soll. Dabei habe ich schon die Spring gelegt und dampfe mit langsam drehender Maschine ein, ich bin schon gar nicht mehr auf dem Boot, lege gerade die Achterleine doch die Tipps nehmen kein Ende. Ich habe Verständnis, die merken das gar nicht mehr. Irgend wann gebe ich dann den Tipp das Boot loszulassen - wir sind mit drei Leinen fest, der Motor ist aus und es besteht keine Gefahr dass sich das Boot noch irgendwie bewegt - man kann sich jetzt von der Rehling trennen, auch wenn´s schwer fällt. Ich finde helfende Hände ja sehr gut, wenn´s mal schwierig ist, wenn es stürmt, vor allem bei ablandigem Wind - aber hier? Egal, sie haben es ja gut gemeint.
Schon der nächste Tag beginnt mit viel Arbeit - mit Soda (3 Esslöffel auf 5 Liter Wasser) und weichen Bürsten rücke ich dem Teak-Deck zu Leibe. Es ist immer wieder verwunderlich was sich da an Dreck sammelt der nun als dicke schwarz-braune Pampe über Bord geht. Und den wollte ich nicht mit ins nächste Jahr nehmen.
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