Berlin - Sommertörn 2012

Etappe 4: Durchs Havelland - des Heiligen Römischen Reiches Streusandbüchse
Über die Potsdamer Havel nach Berlin

Am Liegeplatz an der Caputher Gemünde hat man das volle Programm auf der Havel. Den ganzen Tag Schiffsverkehr (Herbert Grönemeyer hätte seine Freude daran). Und es kommt alles was man sich so auf dem Wasser vorstellen kann! Die modernen Anhänger der Kneipkultur halten ihre Füße ins Wasser.

Die Persius kommt vorbei mit immer wechselnden Passagieren auf den großen Sitzflächen.

Natürlich auch die vielen meist deutlich angeheiterten Besatzungen der unzähligen Flöße die hier schwimmen, Billigplattformen für den Ausflug aufs Wasser. Hier ankert eine Doppelkombination fast im Fahrwasser der Caputher Gemünde und die Crew badet....

...nicht ohne den spekatakulären Sprung ins Wasser, laut und theatralisch vorbereitet und mehrfach angekündigt und zum Teil auch countdownmäßig angezählt - hier ja noch in einer auch sportlich einwandfreien Ausführung, typisch ist aber eigentlich...

....der Hüpfer Marke Arschbombe - auch hier sehr schön vorgetragen - alles bejubelt vom Beobachter-Kollegium und kommentiert und dann gehen alle wieder an Bord und es geht erneut los. Dazu laute Musik, gerne die typischen Malle-Hits des Sommers oder auch des letzten Jahres, gerne mitgegröhlt, gerne laut, gerne falsch. Und Nein, auch wenn das Boot Nigger Jim heißt haben diese Skipper sicher nicht die Eisler-Ballade vom Nigger-Jim gesungen, auch Hans Albers Lied vom Nigger Jim ist es nicht gewesen - da wollen wir auch mal nicht zuviel verlangen. In leicht bis etwas stärker angetrunkenem Zustand kommen andere Weisen einfach besser über die Lippen. Ich hatte ihn gar nicht bemerkt, diesen politisch sicher nicht ganz korrekten Namen. Aber Matthias ist es natürlich nicht entgangen, das ist ein echtes Trüffelschwein was Fehler angeht, durch nichts zu ersetzen. Danke für den Hinweis! Auch der Grund für den Namen ist einfach erklärt: diese die Pontons werden alle als Themenflöße verschartert - einmal mit einem Floß fahren wie Huckelberry Finn - Kindheitstraum vieler Menschen. Und alle tragen Namen der Figuren aus Mark Twains Romanvorlage. Dort wird Jim durchweg "Nigger Jim" gerufen. Trotzdem kann man Die Abenteuer des Huckleberry Finn nicht als rassistisches Werk bezeichnen, Twain verwendet dort einfach die Sprache der Zeit. Und Nigger Jim ist ja auch eine berühmte Ballade, ein Kampflied der Arbeiterbewegung. Text: David Weber, Musik: Hanns Eisler!

Als Nigger Jim aus dem Urwald kam
Und sich ein Trambahn-Ticket nahm
//: Zwischen Harley und Manhattan ://
Da brüllten die Herren: Hinaus mit dir,
Was willst du schmutziger Nigger hier
//: Bei unsern weißen Manschetten?! ://
Und sie packten ihn beim Kragen,
Und sie warfen ihn vom Wagen
Hinunter auf den Damm,
Denn die Herrschaften mit der helleren Haut
Die dachten, sie hätten die Stadt gebaut
Und auch die schöne Tram...

Trotzdem ist das als Bootsname schon mindestens gewöhnungsbedürftig, zumal viele, ich fürchte fast die meisten Menschen den Hintergrund nicht kennen.

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