Berlin - Sommertörn 2012

Etappe 4: Durchs Havelland - des Heiligen Römischen Reiches Streusandbüchse
Über die Potsdamer Havel nach Berlin

Abstecher in den Jungfernseee - hier, an seiner engsten Stelle war ab 1970 die GÜST, die Grenzübergangsstelle. Bis dahin hatte man die Schiffe weit in der DDR, an der Nedlitzer Brücke am Weißen See abgefertigt, sehr ungünstig weil diese dann noch einen langen Weg durch das sozialistische Deutschland zurück zu legen hatten der nicht lückenlos überwacht werden konnte. Das passte den Kontrollfreaks im Osten natürlich gar nicht und daher rückte die GÜST dann weiter in Richtung Westen vor. Nur etwas mehr als einen Kilometer von der Grenze zum Klassenfeind entfernt, hautnah praktisch. Mussten die Binnenschiffe vorher sogar ankern und der Schiffsführer für die Abfertigung von Bord gehen (alles mit Handkähnen!) war nun die Kontrolle an Bord möglich. Sportboote konnten nur als Decksladung oder im Schlepp passieren. Postentürme und Kontrollboote sicherten den Übergang. Seilsperren quer durch den Fluss sollten Durchbruchsversuche verhindern. Das Absenken der Sperren dauerte 35 Sekunden, lange 37 Sekunden brauchte man für das Hochfahren. Der diensthabende Offizier allein gab jeweils den Befehl zum Absenken - hört sich an wie eine Geschichte aus einer anderen Welt. Heute liegen hier Sportboote...

...um die Ecke Schloss Cecilienhof, letzter Schlossbau der Hohenzollern. Ein feudales Gebäude im englischen Landhausstil, bekannt wurde es als Tagungsort der Potsdamer Konferenz 1945. Auffällig sind die vielen verschiedenen Kamine. Leider etwas düster an diesem Tag...

Und noch mehr Baukunst: Meierei Potsdam. nach Plänen von Baumeisters Carl Gotthard Langhans 1790 gebaut "zur Versorgung der Hofgesellschaft". Die müssen ganz schön viel Milch getrunken haben, eine eigene Kuhherde sorgte für den Nachschub auch zur Herstellung von Butter und Käse. Nach Besetzung durch die Rote Armee und Brandzerstörungen verfiel das Gebäude, ab 1991 wurde es saniert - und es hat sich gelohnt! Seit 2003 beherbergt es eine Gasthausbrauerei.

Und als allerletzte Zugabe: Muschelgrotte - war damals große Mode denn so etwas findet man in fast allen Schlossgärten. Diese hier sollte wirken "wie von der Natur geschaffen" und daher wurde der Ziegelbau mit Raseneisensteinen, Kalktuff und Gipsstein verkleidet, dazu kamen Schlacke und verschmolzene Ziegelsteine. Reine Natur! Die Grotte lag im Grenzstreifen, verfiel vollends und wird heute - wie alle diese Bauten - durch die Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg betreut und restauriert.

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