Berlin - Sommertörn 2012

Etappe 5: Berlin und umliegende Dörfer

Ein großes Tor und ein langer Weg schirmen das Gebäude von der Landseite her ab, hier konnte die streng geheime Konferenz ungestört ablaufen. Bereits damals zeichnete sich ein Scheitern des Russlandfeldzuges ab, die letzten Pläne die Juden weit in den Osten zu deportieren (Eismeerküste) zerschlugen sich damit. Also legte man sich auf präzise Abfolgen von Maßnahmen fest und beschloss eine genaue Abgrenzung der Opfergruppen. Kurzfristig wurde die Konferenz verschoben, Japan hatte im Dezember 1941 Peral Harbor angegriffen und Hitler wollte am 9. Dezember - dem ursprünglichen Datum der Wannseekonferenz - im Reichstag die Kriegserklärung an Amerika verkünden. Der Kriegseintritt Amerikas beendete auch jede taktische Rücksichtnahme in Richtung der USA. So wurde für den 20. Januar 1942 erneut eingeladen.

Das düstere Wetter und die dunkle Stimmung der Fotos passen zu diesem Ort - wenn man sich vorstellt wie die Konferenzteilnehmer in Pausen hier auf die Terrasse hinausgetreten sind und den Blick auf den Wannsee genossen haben, den Blick auf die winterliche Havellandschaft. Wenig später saßen sie dann wieder am Verhandlungstisch und planten eiskalt einen nie dagewesenen Völkermord mit teilweise industriellen Methoden dem am Ende mehr als 6 Millionen Menschen zum Opfer fallen sollten - man kann es sich einfach nicht vorstellen. Eichmann im Eichmann-Prozess: „Es wurde von Töten und Eliminieren und Vernichten gesprochen.“. Das von Eichmann geführte Protokoll der Wannsee-Konferenz offenbart trotz seiner Tarnsprache die brutalen Denkstrukturen der Nazis:

In großen Arbeitskolonnen, unter Trennung der Geschlechter, werden die arbeitsfähigen Juden straßenbauend in diese Gebiete geführt, wobei zweifellos ein Großteil durch natürliche Verminderung ausfallen wird. Der allfällig endlich verbleibende Restbestand wird, da es sich bei diesem zweifellos um den widerstandsfähigsten Teil handelt, entsprechend behandelt werden müssen, da dieser, eine natürliche Auslese darstellend, bei Freilassung als Keimzelle eines neuen jüdischen Aufbaues anzusprechen ist.

Das Haus wird heute als Gedenkstätte betrieben, im Erdgeschoss ist die Dauerausstellung „Die Wannsee-Konferenz und der Völkermord an den europäischen Juden“ untergebracht, sie informiert über das Schicksal der Juden im deutschen Einflussbereich zwischen 1933 und 1945.

Einige Häuser weiter die Liebermann-Villa - alle Fotos dieses Tages leiden unter dem extremen Licht mit dem die Fuji anscheinend nicht gut klar kommt: dunkel durch zum Teil nachtschwarze Wolken mit immer wieder grell durchblickender Sonne oder Starkregen der seinem Namen mehr als Ehe macht - egal: Max Liebermann, der Präsident der Preußischen Akademie der Künste wurde von den Nationalsozialisten von seinem Amt abgelöst und verfemt. In dieser Villa hat er fernab der Großstadt die Sommer verbracht. Sein "Schloss am See" verfügte im Obergeschoss - natürlich - über ein Atelier. Mehr als 200 Gartenbilder entstanden hier, einige sind im Obergeschoss ausgestellt. Nach Liebermanns Tod machte die Reichspost seiner Witwe Martha ein Verkaufsangebot mit viel zu niedrigem Preis (den man dann noch nicht einmal zahlte!). Martha beging 1943 Selbstmord um der Deportation nach Theresienstadt zuvor zu kommen. Auch dieses Haus beherbergt heute eine Dauerausstellung zur Geschichte der Familie, der Immobilie und zu Liebermanns Werken. Viele sind als Leihgaben im Obergeschoss ausgestellt.

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