Berlin - Sommertörn 2012

Etappe 5: Berlin und umliegende Dörfer

Im Spreebogen sollte die Halle des Volkes entstehen - auch Ruhmeshalle oder einfach Große Halle - eine mehr als gegantische Kuppelhalle für unvorstellbare 150.000 bis 180.000 Besucher! Trotz des großen Wohnungsmangels sollten dafür mehr als 52.000 Wohnungen abgerissen werden. Selbst vor einer Spree-Umleitung schreckte man nicht zurück. Die angedachten Dimensionen zeigen den Größenwahn: Das 17fache Volumen des Petersdoms, die Kupppel, in 100m Höhe beginnend, sollte eine Scheitelhöhe von 290 Meter haben. Man vergleiche auf der Skizze die Halle mit dem Brandenburger Tor! Das vorgelagerte Wasserbecken zum Spiegeln der Kuppel war mit 1.200x400 Metern 15-mal größer als die Wasserfläche des Lincoln Memorial Reflecting Pools - maßlose Architektur. Selbst Speer musste feststellen, dass trotz aller architektonischer Bemühungen ein redender Adolf Hitler in diesem gigantischen Raum zu einem optischen Nichts geschrumpft wäre. Und er machte sich berechtigte Sorgen um die Luftfeuchtigkeit bei 150.000 Menschen - aber zum Glück kam es ja nicht soweit!

Ein Triumphbogen musste her - natürlich - und viel größer als der in Paris. Hitler selbst hatte da eine Skizze gefertigt, mit einer bescheidenen Höhe von 120 Metern war er schon zufrieden. Das "Bauwerk T" sollte durch seinen Leib- und Magen Bildhauer Arno Breker mit entsprechenden Reliefs zur Verherrlichung des Ersten Weltkrieges versehen werden. Die Zeichnung zeigt links die Große Halle an der Nord-Süd-Achse die ganz rechts den 2. Ring schneidet, dort genau sollte das Bauwerk T stehen.

Die große Frage der Ingenieure war: Würde der Märkische Sand das monströse Bauwerk tragen? Denn gerade am gewünschten Standort war der Boden mehr als problematisch. Moorige Einschlüsse im Sand, Berliner Urstromtal eben, die Hinterlassenschaften der Großen Gletscher machten nun dem Großen Bogen echte Schwierigkeiten. Und was man nicht weiß und auch nicht errechnen kann muss man eben ausprobieren. Und so wurde dann die Probe aufs Exempel gemacht...

Da es trotz des Krieges kaum Einschränkungen beim Projekt Germania gab und man keinerlei Probleme mit Mitteln oder Einberufungen hatte wurde also ein "Test" gemacht, ein Test den wir heute noch bewundern können. Man baute einen Großbelastungskörper. Ein Würfel von 10 Meter Kantenlänge sollte es werden, am Ende stand ein 30 Meter hoher Zylinder in der Landschaft, im Boden hatte er einen Durchmesser von 10 Metern, oberirdisch von 21 Metern.

Von unten ist der monströse Pilz kaum zu fotografieren - er steht eben mitten in der Bebauung, dort wo das Bauwerk T hätte entstehen sollen.

12.650 Tonnen Beton wurden hier 1941 verbaut - mitten im Krieg und mitten in der Wohnbebauung. Aus diesem Grund steht er auch heute noch denn sprengen konnte man ihn nicht. Somit hat dieser hässliche Zylinder als einziges Bauwerk der Nord-Süd-Achse Germanias überlebt - Ironie des Schicksals! In Tempelhof kann der Zylinder besichtigt werden. Er steht unter Denkmalschutz, ist inzwischen soweit restauriert dass man in gefahrlos begehen kann und man hat ihm sogar einen Turm spendiert. So kann man ihn von oben fotografieren denn unten ist der Platz zu knapp dafür. Und man hat einen guten Blick auf die Nord-Süd-Achse die das Große Tor ja krönen sollte. Um das Ergebnis schnell vorweg zu nehmen: 19,3cm sackte der Koloss weg, bereits während des Baus neigte er sich. Ohne aufwändige Verfestigungen des Untergrundes wäre also weder die Große Halle noch das Bauwerk T möglich gewesen. In den Großbelastungskörper kann man hineingehen und wer mutig ist darf in die Tiefe blicken: 18 Meter geht es in den Berliner Untergrund, so weit reicht das Fundament.

Der Blick in Richtung Potsdamer Platz vom Turm neben dem Zylinder - das sähe heute auch ganz anders aus...

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