Corona-Sommer Nummer ZWEI

Etappe 2: Berlin, Berlin - wir fahren nach Berlin - Drömling

Früher wurde die Wasserwirtschaft etwas einfacher betrieben - überall trifft man hier auf einfache Wehre und viele andere Bauwerke, die den Wasserhaushalt im Drömling ermöglichten. Überall spudelt und murmelt es. Wobei das Ziel damals ein anderes war. Der Drömling, eine riesige Senke, wurde nach der Saaleeiszeit mit Sand gefüllt, später entstand dann ein Niedermoor und die regelmäßigen Hochwasser von Aller und Ohre sorgten dafür, dass sich letztlich eine riesige Sumpflandschaft bildete.

Der Alte Fritz, Fredericus Rex, war zwar ein großer Kriegsherr, der keinem Scharmützel aus dem Wege ging, aber er sorgte auch für seine Untertanen. Bekannt sind seine Kartoffelbefehle, mit denen er versuchte, den Hunger der Bevölkerung in den Griff zu bekommen. Es ranken sich viele Geschichten darum, dass seine Soldaten Kartoffeln als Beute mitgebracht hätten - aber es gibt auch andere Erklärungen. Fest steht, dass Friedrich II. oder Friedrich der Große tatsächlich dafür Sorge trug, dass genügend Kartoffeln angebaut werden konnten. Und um die entsprechenden Ackerflächen bereit zu stellen, wurde der Drömling trocken gelegt. Dazu grub man unzählige Entwässerungsgräben, darauf ist der Name Land der tausend Gräben zurückzuführen. Kein Wunder also, dass das Wappen des Preußenkönigs hier auch auf der Brücke nahe der Anlegestelle zu finden ist.

Heute können wir uns den Luxus erlauben*, den Spieß umzudrehen und das Land wieder zu vernässen. Dadurch wird der Natur ein riesiger Raum zurück gegeben, ein Raum, der natürlich auch weiterhin den Menschen zur Verfügung steht, anders wäre es selbst in einem dünn besiedelten Gebiet wie diesem hier gar nicht möglich. Der Mittellandkanal geht mitten durch, er ist in das Entwässerungssystem durch viele Entlaster eingebunden. Auch die wichtigen Eisenbahnverbindungen in die Hauptstadt mit ihrem starken Zugverkehr können den Drömling nicht auslassen. Vom Straßenverkehr habe ich bereits geschrieben.

*Oder wir glauben, ihn uns erlauben zu können. Angesichts des Hungers in weiten Teilen der Welt sicher diskussionswürdig. Andererseits: um unser Gewissen in Sachen Erderwärmung zu beruhigen, fahren wir Biosprit, verfeuern also in unseren Verbrennungsmotoren Nahrungsmittel anderer Menschen. Der dramatische Anstieg der Lebensmittelkosten in vielen armen Ländern ist eine Folge unserer Versuche, die CO2-Bilanz zu frisieren. Auch damit können wir anscheinend ganz gut leben.

Trotz all dieser Kompromisse ist hier ein einmalges Naturreservat entstanden. Mein Tipp an alle Bootfahrer:innen auf dem MLK: nehmt euch einen Tag Zeit und fahrt einfach mal mit dem Rad durch das Gebiet, geht hier und da mal auf einem der vielen kleinen Wege weg von den Straßen, nehmt ein Fernglas mit und setzt euch mal eine Viertelstunde irgendwo hin und hört still zu wie es summt und brummt - WUNDERBAR!

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