Corona-Sommer Nummer ZWEI

Etappe 5: Der Werbellinsee - fast schon eine Liebeserklärung

Was macht der modellbahnernde Skipper - oder der skippernde Modellbahner - wenn das letzte Buch gelesen ist? Natürlich, er arbeitet an seiner Anlage. Und da nicht unmittelbar an Gleisen und Landschaft gewerkelt werden kann, ist es hier eine transportable Art der "Modellbahnerei an Bord": das Bemalen von Figuren, die später einmal die Anlage "beleben" sollen. Feinarbeit mit Lupe, dazu gute Hardware (vernünftige Lupe) und gute Musik (JBL-Xtreme mit sattem Bass) - dann klappt es auch mit so filigranen Aufgaben. Jedenfalls arbeite ich mich hier langsam ein. Einem fülligen Bahnbeamten der 50er etwa versuchsweise auf seiner Uniformjacke zu sechs goldenen Knöpfen zu verhelfen, das geht im Maßstab 1:87 nur mit einer hauchfeinen Nadel. Und solche Details machen auch nur bei wenigen Figuren Sinn. In der Regel zählt der Gesamt-Eindruck, es sollen halt Menschen auf dem Bahnsteig stehen oder in den Wagen sitzen. Da sind solche Feinheiten Unfug. Auf Fotos wird auffallen, dass ein Lokführer kein "Gesicht" hat, beim Vorbeifahren eben nicht, da macht es Eindruck, wenn der Meister sich locker aus dem Fenster seiner 78 lehnt und nach dem nächsten Signal ausschaut. Darum halte ich nicht viel davon, künstlerisch bemalte Figuren zu kaufen (die dann etwa 1-3€ pro Stück kosten können), dazu überwinde ich mich nur bei ganz speziellen, anderweitig nicht erhältlichen Motiven. Ich kaufe große Mengen unbemalter oder lieblos mit Farbe beklatschter Figuren und bemale sie selbst bzw. übermale unmögliche Colorierungen. Gerade weibliche Figuren aus Fernost etwa zeichnen sich oft durch sehr exotische Kleiderfarben aus, das würde hier allenfalls bei einer Haute-Couture-Show durchgehen. Aber selbst dort würden diese Farben spitze Schreie der Begeisterung, des Entseztens, der spontanen Übelkeit provozieren. In der morgendlichen S-Bahn würde man den Wagen wechseln angesichts optischer Belästigung. Auch Herren in rosafarbenem Anzug waren in den 50ern nicht zu sehen. Hier wird dann mit anderen Farben nachgebessert. Allerdings: diese Arbeit ist bei Schwell und Wellengang nicht möglich, also besser immer noch ein Buch als eiserne Reserve im Schapp lassen...

Hier geht´s nach Timmerbruch, später das Zuhause der Figuren

Und es gibt ja auch noch andere Arbeiten für den Skipper. Morgens Auslaufen aus der Marina Altenhof, Kurs Joachimsthal. Dort steht die einzige Fäkalienabsauganlage am Werbellinsee. Diese Tatsache alleine ist ja angesichts tausender Liegeplätze am See schon bemerkenswert. Zumal alle Flyer und Informationsblätter auffordern, auf dem See "den Fäkalientank zu nutzen" und die Seehähne zu schließen. Eigentlich eine Selbstverständlichkeit, die sogar vorgeschrieben ist! Aber auf allen Wasserflächen, nicht nur hier wegen der ausgezeichneten Wasserqualität des Werbellin.

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