Corona-Sommer Nummer ZWEI

Etappe 6: Der Finowkanal - Wiedersehen nach 18 Jahren

Nun also, 18 Jahre später, der nächste Besuch. Deutschlands ältester noch betriebsfähiger Kanal wurde zur Verbindung der Flusssysteme von Havel und Oder zwischen 1605 und 1620 gebaut. Das 32 Kilometer lange Teilstück von der Oder-Havel-Wasserstraße OHW bis in die Oderberger Gewässer ist eine Bundeswasserstraße. 2016 wurde nach intensiven Diskussionen (und noch intensiverer Lobbyarbeit) der 10 Kilometer lange Abschnitt zwischen dem Vosskanal in Liebenwalde und der OHW, der Lange Trödel, als Landeswasserstraße wieder in Betrieb genommen. Dazu war u.a. ein kompetter Neubau der Zerpenschleuse notwendig, der gesamte Kanal musste neu ausgebaut, teilweise vollständig ausgebaggert werden. Dieses aufwändige und in Deutschland bisher einmalige Vorhaben an einer Freizeit-Wasserstraße kam nur durch den ungeheuren Druck der Tourismusverbände, besonders der Charterbetriebe, zustande. In dem strukturschwachen Gebiet sollte der Wassertourismus angekurbelt werden.

Für eine solche Ausweitung ist neben dem Vorhandensein von entsprechenden Revieren auch der weitgehende Ersatz einer Führerscheinpflicht nötig. Das geschah durch die Konstruktion des Charterscheins und letztlich auch durch die Heraufsetzung der Führerscheinplicht in Binnenrevieren auf eine Antriebsleistung von mehr als 11,03 kW (15 PS - Ausnahme Rhein). Im Klartext: völlig unerfahrene Menschen dürfen seit dieser Zeit Motorboote bis 15m mit einem Charterschein oder völlig uninformiert mit Maschinen bis 15PS führen. Da hier Probleme mit der Berufsschifffahrt vorhersehbar waren, wurden für Charterscheinskipper bestimmte Reviere festgelegt und es gab die nachvollziehbare Forderung, die Nutzung von wichtigen Wasserstraßen allenfalls zum Überqueren zu gestatten. Daher waren die Verbindungen zwischen Vosskanal und Finowkanal durch den Langen Trödel sowie zwischen dem Finowkanal und den Werbelliner Gewässern wichtig. So wurden die Begegnungsmöglichkeiten zwischen unerfahrenen Bootsführern und langen Schubverbänden auf die Überquerungen der HOW beschränkt.


Der Blick zurück aus dem Finowkanal auf die Zerpenschleuse

Lange Rede kurzer Sinn: durch die jahrelange erfolgreiche Lobbyarbeit der ostdeutschen Tourismusbetriebe wurden enorme finanzielle Mittel freigegeben, für andere bedrohte Reviere in Deutschland ist so etwas unvorstellbar! Der Aufbau Ost hat uns auf diese Weise ein attraktives Revier erschlossen, dass auch künftig für den Wassertourismus von besonderer Bedeutung sein wird. Zumal der denkmalgeschützte Finowkanal 2022 ( ACHTUNG: die Zeitplanung hat sich inzwischen geändert! Nach derzeitigem Stand soll der Kanal 2022 noch befahrbar sein, erst 2023 sollen nun Schleusen gesperrt werden! Bitte unbedingt aktuelle Infos einholen!!! ) nicht befahren werden kann, da Kanal und Schleusen komplett saniert werden - da sehe ich viele neidvolle Blicke etwas aus Elisabethfehn oder von der Lahn, wo die Verantwortlichen um jeden einzelnen Euro kämpfen müssen und wo mit jeder größeren Betriebsstörung eine jahrelange Sperrung der gesamten Wasserstraße droht oder sogar eine komplette endgültige Schließung. Dort fehlt die Lobby, dort fehlt der politische Wille, dort fehlt das Geld. Dies wollte ich zu Beginn klarstellen, damit wir alle begreifen, welche ungeheure Ausnahmestellung der Finowkanal innehat. Und damit wir die Schönheit dieses Reviers wirklich genießen und die große Gunst, ihn heute noch befahren zu können, auch zu schätzen wissen. Denn eines muss ich gleich zu Beginn gestehen: SOOO schön hatte ich den Kanal nicht mehr in Erinnerung! Das kann auch daran gelegen haben, dasss damals das Bootfahren als solches im Vordergrund stand und das Genießen der Umgebung dahinter etwas zurücktrat. Das Foto unten ist nur eines von vielen vielen wunderschönen Eindrücken längs des Kanals.

Ich veröffentliche ja schon lange grundsätzlich keine fremden Links mehr in meinen Berichten - das ständige Überprüfen und Ändern erfordert viel Zeit und als Einzelkämpfer bin ich damit bei inzwischen fast 8.000 (ACHTTAUSEND) Seiten überfordert. Informationen über den Finow-Kanal gibt es im Netz ohne Ende, ans Herz legen möchte ich euch die Seiten der ehrenamlichen Aktiven, die sich um den Kanal und die Landschaft drumherum kümmern. Googelt das mal: Unser Finokanal!

Aber nun sind der Worte genug geschrieben, es geht los!


Gilt 2022 für den gesamten Finowkanal - es wird saniert!

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