Corona-Sommer Nummer ZWEI

Etappe 6: Der Finowkanal - Wiedersehen nach 18 Jahren

Grafenbrück ist die letzte Schleuse des Tages, ich erreiche sie gegen 1600 Uhr - fast schon Feierabend für die Schleusenwärter am Finow-Kanal. Für mich gibt´s also danach kein Weiterkommen. Aber die Schleusenwärterin ist informiert, sie weiß durch das Kommunikationsnetz von ihren Kollegen, dass heute niemand mehr von unten kommt, also erlaubt sie mir, am Wartesteg im Unterwasser für die Nacht festzumachen. "Ist schön still, nur ab und zu bellen die Hunde" - richtig, es war derart still, dass mich das Anschlagen der Dorfhunde zweimal aus dem Tiefschlaf gerissen hat. Stille kann ganz schön laut sein! Aber ganz so still war es ja auch gar nicht - das Rauschen des Wassers hat mich in den Schlaf begleitet. Die Starkregenfälle der letzten Tage werden über die Wehre abgeleitet.

Mehrfach habe ich erlebt, dass mir nach Rückfrage an den anderen Schleusen Wartepontons für die Nacht freigegeben wurden. Morgens kam dann oft die freundliche Nachfrage, wann man denn aufzubrechen gedenke, oft mit der Information verbunden, wann der Steg gebraucht werden könnte. Als ich einmal noch zum Einkaufen wegwollte, wurde auch das möglich gemacht - die Schleusentore waren schon geöffnet, als der Konvoi eintraf. So wurde der Wartesteg gar nicht gebraucht und ich konnte in Ruhe meine Vorräte ergänzen. Es ist überall zu spüren, dass man sich als Dienstleister sieht. Schon an der zweiten Schleuse wurde als "der Dortmunder" begrüßt und dieser Ruf eilte mir dann immer weiter voraus. Selbstverständlich, dass so ein Miteinander auch auf Gegenseitigkeit beruht. Einmal kam die Frage, ob ich noch eine halbe Stunde mit dem Schleusen warten könne - ein Boot würde gerade aus der vorherigen Schleuse auslaufen. Klar, dass man da dem Menschen an der Schleuse eine ganze Schleusung erspart - auch wenn genug Wasser vorhanden ist.


Übernachten am Warteponton im Unterwasser Grafenbrück

weiterlesen

1 | 2 | 3 | 4 | 5 | 6 | 7 | 8 |

Zurück zur Auswahlseite

Der Reisebericht ist Teil der Domain www.czierpka.de. Das Copyright liegt bei Karl-Heinz Czierpka, es gelten die im Impressum und in der Erklärung zum Datenschutz aufgeführten Grundsätze. Wir sind unterwegs mit dem Motorkreuzer Tremonia 2.0