Corona-Sommer Nummer ZWEI

Etappe 6: Der Finowkanal - Wiedersehen nach 18 Jahren

Interessant für mich als Modellbahner: hier finde ich sie im Original, die Standardlampe der DDR, noch heute in vielen Modellbausätzen zu finden. Sie kam mir erst komisch vor, da mir eine Lampe dieser Form völlig unbekannt war. Bis mir klar wurde, dass die tollen Bausätze vieler Ziegelbauten aus den neuen Bundesländern kommen und dort natürlich örtliche Vorbilder ihren Weg in die Produktion gefunden hatten. Bei solchen Dingen wird immer wieder deutlich, wie weit BRD und DDR wirklich voneinander weg waren. Und die Schulpolitik tat ein Übriges, um die Trennung zu verstärken. Wir haben in der Schule viel über die Westfeste, über Ozeanien und die Karibik gelernt, wir konnten auf den berühmten unbeschrifteten Karten im Seydlitz die Städte, Flüsse und Gebirge dieser Welt eintragen - aber Dresden, Weimar, Elbe und Saale - das war eine Welt, die ich in meiner Schulzeit nicht kennengelernt habe. Am 17. Juni, dem Tag der deutschen Einheit - mit kleinem "d" - mussten wir zur Feierstunde in die Schule kommen. Und da hing dann bei uns die große Deutschlandkarte, Deutschland in den Grenzen von 1937/1914/1870 - ich weiß es nicht mehr genau. Da wurde dann plötzlich über den 2. Weltkrieg geredet. Wir haben länger über die Spartaner, die Punischen Kriege, das Imperium Romanum und andere Lieblingsthemen unserer Pauker geredet als über die Zeit vom 1. Weltkrieg bis zur Gegenwart. Ich kann mich nicht daran erinnern, dass etwa das 3. Reich, der 2. Weltkrieg und seine Folgen jemals Thema im Unterricht gewesen wäre. War vielleicht für die Herren eine heikle Geschichte, diese Geschichte mir der selbst erlebten Geschichte...

Wer will, findet sie hier am Finow-Kanal - jede Menge Spuren der Industriekultur, Spuren aus der Zeit, als der Finow-Kanal hier im Tal der Finow einen enormen Wirtschaftswandel auslöste. Und auch Spuren der Industriestandorte zu DDR-Zeiten. Von der Papierfabrik (Fotos auf dieser Seite) bis hin zu Eisengießerei sowie Kran- und Rohrleitungsbau hat es hier alles gegeben. Ein Walzwerk sowie ein Ausbesserungswerk der Reichsbahn inklusive. Die Borsighalle in Eberswalde etwa, Prototyp für die riesigen Bahnhofshallen eines ganzes Jahrhunderts. Es gibt viel zu sehen, über das Internet kann sich jede Crew nach Interessenslage einen entsprechenden Besuchsplan aufstellen. Ein paar Fotos finden sich hier, aber auch das ist nur eine kleine Auswahl. Die Menschen jedenfalls, die den Finowkanal in zwei Tagen machen wollen, verpassen viel, viel zuviel! Nehmt euch Zeit, es lohnt sich!

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