Yachthäfen und Wasserwege im Revier

Das Revier geht ans Wasser - Urbane Wasserlagen

Investoren-Bootsfahrt auf der Heisingen Mai 2006

„Ufergrundstück“ und „eigener Steg am Haus“ - Attribute, die jeder Immobilienanzeige besonderes Interesse garantieren und die Kasse klingeln lassen - Wohnen am Wasser war schon immer sehr beliebt! Auch die Städte im Ruhrgebiet besinnen sich zunehmend ihrer attraktiven Wasserlagen. So startet im Mai 2006 das Motorschiff Heisingen der Weißen Flotte zu einer Fahrt durch das westliche Ruhrgebiet. An Bord nehmen mehrere Oberbürgermeister aus dem Revier. Planungsdezenenten, Architekten, Investoren und mit Oliver Wittke und Christa Thoben zwei leibhaftige Minister an der von der Essener Wirtschaftsförderungsgesellschaft mbH - EWG - organisierten Tour durch die "urbanen Wasserlagen" teil.


Start am Anleger Hügel auf dem Baldeneysee

Die Menschen im Revier haben teilweise noch ein Problem damit, ihre Städte als "Wasserstädte" zu erleben. So hat eine Umfrage in Duisburg zu Tage gefördert, dass die Duisburger ihre eigene Stadt kaum mit Wasser in Verbindung bringen, obwohl Rhein und Ruhr, der Kanal und erst Recht die Vergnügungsmeile am Innenhafen eine ganz andere Sprache sprechen. Konsequenz: Duisburg wird nun „ans Wasser“ gehen, neue Quartiere in Spitzen(wasser)lagen sollen der Stadt als Ganzes zu einem völlig neuen Image verhelfen.


Die Heisingen im Ruhrtal

Und Duisburg ist nicht allein, überall reiben sich die Kämmerer die Hände wenn es gilt, Grundstücke am Wasser bebauungsreif zu machen. Zumal es sich dabei oft um alte Industriebrachen handelt und so ein weiteres Sorgenkind des Ruhrgebietes bedient wird: Es entstehen gleichzeitig Arbeitsplätze, denn gerade die Kombination von Wohnen und Arbeiten am Wasser in Verbindung mit schicker Gastronomie verspricht Aussicht auf Erfolg. Daher sind es vornehmlich die Wirtschaftsförderungsämter oder -gesellschaften in den Kommunen, bei denen die Projekte angesiedelt sind, daher auch das Interesse der Wirtschaftsministerin, die als Gesprächspartnerin stark nachgefragt ist - sie verwaltet die Fördertöpfe und die Unterstützung aus ihrem Haus ist entscheidend für die einzelnen Projekte. Dabei ist die Parfteizugehörigkeit zweitrangig, unten die CDU-Ministerin mit der SPD-Oberbürgermeisterin Dagmar Mühlenfeld aus Mülheim - mit ruhrbania läuft in Mülheim eines der ganz großen Projekte.


Starke Frauen: v.l.n.r. NRW-Ministerin Christa Thoben, Dagmar Mühlenfeld OB Mülheim, Dr. Ottilie Scholz OB Bochum

Das Thema Arbeitsplätze steht in Gelsenkrichen im Vordergrund So soll etwa auf der Fläche der ehemaligen Schachtanlage Graf Bismarck in Gelsenkirchen...


Zeche Graf Bismarck 1970 - 7.000 Kumpel waren hier "vor Ort"

...die Wasserstadt Graf Bismarck entstehen - 5.000 neue Arbeitsplätze in einem komplett neuen Stadtviertel für schlanke 400 Millionen Euro - und eine Marina ist in diesem Preis auch noch drin! Und da wird es interessant, denn für uns als Sportboot-Skipper sind natürlich die neuen Anleger und Yachthäfen wichtig - und da gibt es einige, als belebendes Element setzt man an vielen Stellen nämlich voll auf den Sportboot-Tourismus!

Doch noch ist die Heisingen nicht so weit gekommen, bis Gelsenkirchen sind es noch viele Kilometer, erst stoppt uns mal die Schleuse Mülheim. Als schmalstes Abstiegsbauwerk fordert sie dem Schiffsführer alles ab, noch nicht einmal Reibhölzer passen links und rechts zwischen Schiffs- und Schleusenwand. Und parallel wird umgeladen: Das Küchenteam wechselt. Der besondere Gag dieser Fahrt: Unterwegs kredenzen die angelaufenen Städte Spezialitäten aus der Region, in Mülheim steigt das Wasserbahnhof-Team zu und passen zur Mittagszeit gibt es Curry-Wurst - an Spaghetti! Lecker, aber mal ehrlich, Pommes wären mir lieber gewesen. Ach ja, und einige Mitfahrer nutzen die Gelegenheit zum Aus- oder Einstieg. So hastet Frau Thoben zum nächsten Termin, dafür steigen andere zu, der Konvoi der schwarzen Edel-Limousinen am Anleger legt Zeugnis von der unbedingten Wichtigkeit der Fahrgäste ab.

Oberbürgermeisterin Dagmar Mühlenfeld, auf dem augenblicklichen Streckenabschnitt Hausherrin, erläutert das ehrgeizige Projekt Mülheims. Mit ruhrbania will die Stadt nicht nur die verkehrstechnischen Sünden der Vergangenheit beseitigen (Mülheims Straßen aus den 70er wurden mal für 250.000 Einwohner gebaut, aktuell wohnen in Mülheim 170.000 Menschen) - sie will auch die Stadt ans Wasser holen, Bebauung bis ans Ufer - und dabei alte Brachen zu neuem Leben erwecken. 250 neue Wohneinheiten, 500 neue Arbeitsplätze (u.a. baut ALDI-Süd hier seine neue Zentrale) - damit will Mülheim punkten.

Und es gibt 100 Länderpunkte von mir: Das tolle Hafenbecken direkt am alten Stadtbad soll ein besonders schöner Wasserwander-Rastplatz werden. Eine Marina entsteht hier nicht - wozu auch - an der "Westspitze" im Mülheimer Hafen gibt es so etwas schon, aber auch dort soll investiert werden. Mittlerweile ist das Hafenbeck überplant worden, mehr Platz für Kanuten und Paddler und viele andere Änderungen wurden eingearbeitet. Denn es gibt Gegenwind in Mülheim, eine Bürgerinitiative versucht das Hafenbecken zu verhindern, die Stadt hält mit einer klugen Informationspolitik dagegen.

Ein Informationspavillon in der City ist Teil einer aufwändigen Bürgerbeteiligung und soll mit dafür sorgen, auch kritische Mülheimer "mitzunehmen". Hier gibt es aktuelle Pläne und Neuigkeiten aus erster Hand von den Mitarbeitern des Ruhrbania-Teams

Die Heisingen läuft mittlerweile weiter die Ruhr stromab. Das Wetter macht sich fit für den Supersommer 2006 - Sonne satt, Sonnenschutzcreme steht hoch im Kurs. Das Oberdeck ist stark frequentiert, überall Gesprächsgruppen - heute werden viele Millionen über den Tisch gehen, immerhin werden hier in den nächsten Jahren Milliarden in die Projekte fließen: Duisburg RheinPark, Ruhrtal, EmscherLandschaftsPark, Ebel ans Wasser, Marina Oberhausen, Westspitze Rhein-Ruhr-Hafen, Kettwiger See, Ruhrauenpark - um nur einige weitere Projektnamen zu nennen, ohne Anspruch auf Vollständigkeit.

Im Vorschiff werkeln nicht nur die Köche - dort gibt es Computer und Multimedia ohne Ende: Das Presseinformationszentrum dient als Informationsbörse. Projektmappen, Präsentationen, Gesprächspartner - hier findet der Wissensdurstige Antwort auf (fast) alle Fragen.

Parallel stellen in Salon kompetente Menschen einzelne Projekte vor, hier ist es mein Lieblings-Planungsdezernent Ulli Sierau aus Dortmund (2007 Stadtdirektor, seit 2009 Oberbürgermeister). Dortmund? Klar, auch Dortmund mischt hier mit, auch wenn man sich selbst eingeladen hat. Eigentlich war die Tour als Essener Veranstaltung geplant, Essen und seine Nachbarstädte. Aber als die Dortmunder Wind davon bekamen, gab es Druck für Essen! Dortmund, immer mit Essen im Clinch um den Rang der sechstgrößten Stadt Deutschlands, erinnerte an den Gedanken der Gemeinsamkeit im Revier - immerhin gab der Klügere (Essen?) nach, und so ist Dortmund mit im Boot und daher auch an Bord. Und "uns Ulli" Sierau enttäuscht niemanden - er geht locker mit der Historie der Veranstaltung um und jeder bekommt sein Fett weg - immerhin stellt er den Phönix-See vor - Steckenpferd von Dortmunds OB Langemeyer. Über die unendliche Geschichte vom Sportbootsteg im Dortmunder Hafen - kein Wort. Ist auch besser so, das ist kein Ruhmesblatt für meine Heimatstatdt.

So wie ursprünglich Dortmund fehlen weitere Körperschaften: Der Kreis Unna etwa mit der Wasserstadt Emscher-Lippe in Waltrop und dem Preußenhafen in Lünen, Bergkamen mit derWasserstadt Zeche Monopol und vor allem der Marina Rünthe, dem absoluten Leuchtturmprojekt für die Sportbootschifffahrt im Revier. Und Hamm fehlt, hier hätte man das Projekt Lippesee vorstellen können - als Abgesang - es wurde Monate später durch einen Bürgerentscheid gekippt. Macht nichts, aktuelle Informationen über alle Projekte im Revier die für die Sportbootszene von Interesse sind gibt es über meine interaktive Revierkarte (wollte ich nur noch einmal sagen, Insider wissen das ja längst).

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Mittlerweile ist die Heisingen auf dem Rhein-Herne-Kanal angekommen. Bei vielen Mitfahrern macht sich doch Erstaunen breit, was hier schifffahrtsmäßig los ist - einige sind wohl das erste Mal auf dem Wasser im Revier unterwegs. Handys und Digitalkameras sind ununterbrochen in Aktion, jeder Schubverband wird bestaunt, jeder Hafen abgelichtet. Dann kündigt sich eine weitere Sensation an.

Alles starrt voraus, die Ankündigung war spektakulär - Nixe auf ein Uhr....

Tatsächlich, hat doch der oberste Wirtschaftsförderer Essens seine eigene Sektretärin zu diesem Stunt überredet - bei Kilometer 19 zeigt sie auf sorgfältig gemähtem Randstreifen den Ort des Durchstichs zu Essens großer Kanalmarina an! Und sie kann sich sehen lassen (Die Marina-Planung, die Nixe natürlich auch..), denn hier werden 22.500qm Bürofläche sowie 76 hochwertige Wohneinheiten entstehen. Und 100 Liegeplätze - direkt an der renaturierten Schurenbach-Halde mit spektakulärer Aussicht im BUGA-Gelände Nordsternpark - 240ha Erholungsraum, die perfekte Synthese von Großstadt und Natur. Von hier aus sind durch die erstklassige Verkehrsanbindung alle Zentren des Reviers mit Bahn und Bus in maximal dreißig Minuten zu erreichen - für Sportbootcrews ein idealer Ankerplatz. Und man rechnet mit mehr: Im Kanal wird ein Großanleger für Kreuzfahrtschiffe gebaut - die in Mode gekommenen Flußkreuzfahrer sollen hier Station machen!

Und dann kommt der letzte Tusch - der Drink am Norsternpark beendet den Törn durch das Revier. Wer will wird noch mit dem Bus zurück an den Baldeneysee gekarrt - das Auto holen oder in der Seaside Beach abzappeln. Das Bild zeigt auch ein wenig die Zukunft des maritimen Reviers in der Emscherzone: Zunehmend soll versucht werden, die überall operierenden Flusskreuzfahrer auch ins Revier zu locken. Vielleicht gibt es so etwas dann künftig öfter: Den Sundowner auf dem Rhein-Herne-Kanal, dort wo der Mond von Wanne-Eickel scheint....

Alle Infos über alle Projekte auf meiner interaktiven Revierkarte Ruhrgebiet - einfach rüber klicken!

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