Reisebericht von Karl-Heinz Czierpka
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Münster Medienkai Nordhorn Ems-Vechte-Kanal EVK Dortmund-Ems-Kanal DEK Yachthafen Waltrop Lippeüberführung Marina Alte Fahrt Fuestrup Teutoburger Wald Schleuse Altenrheine
Darum geht es auch gleich los, dieser psychologische Trick hat mich die letzten Wochen gegen alle Widernisse durchhalten lassen. Mittags schon beim Boot, den Rest einpacken, ein saugutes Gefühl, dass die
Tremonia für die nächsten Wochen mein Zuhause sein wird. Aber wem sag ich das!
Die Planung ist einfach - City-Hoping - Münster, Nordhorn, Osnabrück, Minden und Magdeburg, dann Brandenburg und Berlin, danach Lübeck - und wieder als kombinierte Boots-Rad-Tour, wobei Ute erst nach drei Wochen nachkommen kann, vorher aber schon einige Tage zwischendurch mitfährt. Damit ich nicht so einsam bin, begleitet mich Niklas bis ins Emsland, denn für den Hinweg steht ein Besuch in Nordhorn auf dem Programm, der Ems-Vechte-Kanal soll befahren werden. Außerdem steht die Fußball-WM mit allen Spielen im Logbuch - schließlich soll mir die Mannschaft nachfahren: "Über Dortmund fahr´n wir nach Berlin" - dank DBV-T muss Fußball-Fan Niklas nichts verpassen und wir haben gleich für den ersten Abend eine Public-Viewing-Verabredung in Münster mit Mathis, einem weiteren Neffen aus meiner fruchtbaren Familie. Aber dazu später mehr.
Nach einem gemütlichen Mittagessen im Restaurant am Yachthafen Waltrop geht es endlich los. Das Wetter ist durchwachsen, Niklas zieht die Trainingsjacke drüber - trotzdem sind wir beide ganz fidel und bringen die
Tremonia auf Kurs. Um 16.15 Uhr haben wir abgelegt, vier Stunden später wartet Mathis auf uns am Medienkai in Münster.
Überall Menschen, denen es so geht wie uns: Der Ferienstart muss gefeiert werden! Jugendliche sind unterwegs um das Ende des Schuljahres gebührend zu zelebrieren. Einfach nur durch ausgiebiges Abhängen oder auch
durch eine zünftige Grill- und Badefete am Kanal. Genießt die Zeit ohne Schule, das Leben außerhalb der Schulmauern kann verdammt schön sein
Erster spannender Punkt: Lippeüberführung! Hier sprudelte im Oktober 2005 das Kanalwasser unversehens in den Bach, sprich: In die Lippe. Katastrophale Zustände für die Binnenschifffahrt waren die Folge, vor allem, als auf dem empfohlenen Umweg zusätzlich ein Frachter auf Grund ging. Mal sehen, wie weit sie in sechs Wochen kommen werdeb. Ich lüfte das Geheimnis schon jetzt: Einen entscheidenden Schritt weiter (waren sie auf der Rückfahrt, siehe letzte Etrappe).
Keinen Plan mehr von dem größten Binnenschifffahrtsevent 2005? Hier sind meine Berichte darüber - handgetippt und authentisch bis zum letzten i-Tüpfelchen!
Für etwaige weitere Sperrungen jedenfalls hat das zuständige WSA vorgesorgt: Man hat einen ausreichenden Vorrat an Tonnen in den Modefarben der Saison Grün und Rot angeschafft - da kann noch so manches Malheur passieren, an Tonnen wird es nicht fehlen!
Auch Schilder für Baustellen gibt es massig. Irgendwann muss es wohl mal ein Bundesförderprogramm für die Anschaffung neuer aussagekräftiger Tafeln gegeben haben, vielleicht kamen die notwendigen Finanzmittel auch aus Brüssel, wer weiß. Jedenfalls mangelt es auf keinen Fall an Schildern und bei den vielen Baustellen kann man immer aus dem Vollen schöpfen und somit jeder Maßnahme auch den entsprechenden Rahmen geben. Hier sind es mal gerade sieben Schilder mit zwei Zusatzschildchen - eher eine untergeordnete Baumaßnahme - an anderen Stellen zeigt man mehr Einsatz!
Über den Wolken ist es dagegen grenzenlos, dafür müssen sie dort aber auch komplett ohne Schilder auskommen - hat eben alles seinen Preis. Und ehrlich: Auch wenn ich überzeugter und fast schon missionarischer Dortmunder bin - Veltins schmeckt einfach besser! Basta!
Hier wird nicht etwa eine Brücke über eine Viehweide gebaut - nein, sie ist hier nur zwischengelagert, bis zum Einbau. Die Fundamente sind schon fertig, eine neue Kanalquerung entsteht. Davon werden wir noch viele sehen.
Auch zum Thema "Kanalverbreiterung" wird es viele Variationen geben, überall werden die Wasserstraßen fit gemacht für die neuen Regelschiffe. War es 1965 noch das
Europaschiff mit 85m Länge bei max. 9,50 Metern Breite und 2,50 Tiefgang (1.350 Tonnen Ladefähigkeit) so sind es heute das
Großmotorgüterschiff mit bis zu 110m Länge bei bis zu 11,45m Breite - 2,80 Meter Tiefgang und 2.100 Tonnen Tragfähigkeit und der 185 Meter lange
Schubverband mit 3.500 Tonnen Ladefähigkeit, das sind ganz schöne Granaten!
Wenn nicht gerade gebaut wird liegt der Dortmund-Ems-Kanal still und ruhig da, wenig los heute. Fette Weiden links und rechts, Bauernland, er führt hier mitten durch das schöne Münsterland.
Münster Medienkai - rappelvoll die Kneipen - pünktlich um viertel nach Acht laufen wir ein. Wo ist Mathis? Niklas sucht seinen Cousin und findet ihn - auf Mathis ist eben Verlass.
Bunt und vor allem laut präsentiert sich die Szene am Medienkai in Münster.
Blick in Richtung DEK - erstaunlich viele Boote haben heute hier fest gemacht, obwohl die Infrastruktur durchaus zu wünschen lässt - anständige Poller in ausreichender Zahl - das wäre doch mal was, aber ich will gar nicht meckern: Was Münster hier geschafft hat, davon kann Dortmund noch lange träumen....
Echt was los, Mathis ist stolz auf seine studentische Wahlheimat - und das kann er auch, denn der Medienkai hat sich in den letzten Jahren wirklich gemausert. Obwohl die städtische Seite etwas nachhinkt, denn hier könnte man sich durchaus mehr vorstellen an Uferqualität - die Gaststätten reißen es raus! Hier ist der Bär los, und nicht nur zur WM, die Kneipen laufen, machen Umsatz, sichern Arbeitsplätze und steigern die Attraktivität der Stadt. Auf der Großleinwand läuft gleich das Spiel, Frankreich tritt gegen Togo an. Niklas ist Frankreich-Fan, auf der
Tremonia hat er die französische Gastlandflagge entdeckt, die muss das Maskottchen heute tragen...
Ein fetziges Rahmenprogramm bringt die Zuschauer in der "Public-Viewing-Area" in Stimmung, zum Spiel wird es richtig voll , der Großbildschirm lockt und die Veranstaltung ist perfekt organisiert.
Die zweite Halbzeit schauen wir im Boot, der Großbildschirm schrumpft auf 15 Zoll - DVB-T ist schon eine klasse Sache. Niklas ist der lange Tag anzumerken, ganz schön anstrengend mit dem Onkel unterwegs zu sein, er verschwindet dann auch lieb in der Koje, mit Mathis leere ich noch eine Flasche Sponecco - wird ein langer Abend...
Samstag, zweiter Tag, in aller Frühe geht es los. Raus aus dem Hafen auf den DEK und hin zur Schleuse Münster. Über dieses Abstiegsbauwerk und die Probleme der Sportschifffahrt mit demselben oder besser mit der Bedienungsmannschaft - man könnte Bücher darüber schreiben. Wir jedenfalls haben absolut kein Problem, freundlich und kompetent wird unser Wunsch bearbeitet, wenig später können wir in die Kammer einlaufen.
Tankstopp bei bmc in Münster - eine der wenigen Tankstellen am DEK - und es werden ja noch weniger werden, wenn der jetzt geplante Wahnsinn (Roter Diesel für die Berufsschifffahrt) Realität wird. Dann werden uns die Bunkerboote nicht mehr bedienen und auch manche Tankstelle wird nur noch den guten Roten führen (z.B. Bergeshövede) - für die Sportschifffahrt wird das Kanisterschleppen bedeuten. Von den damit verbundenen Umweltgefahren will ich gar nicht reden. Politiker! Hier bei bmc auf jeden Fall gibt es noch Diesel, nur machen sie gerade Frühstückspause und wir müssen warten.
Und die nächste Baustelle - es wird viel Geld verbuddelt an unseren Kanälen, immerhin ein gutes Zeichen, denn damit wird schließlich ein umweltfreundlicher Verkehrsträger für die Zukunft fit gemacht.
Bei Kilometer 79,6 ist hier in der alten Fahrt
der Yachthafen entstanden, an der Marina Alte Fahrt Fuestrup muss sich wirklich jede Marina messen lassen. Vor zwei Jahren haben wir hier ein paar Tage gelegen, heute eben nur ein kurzer Aufenthalt.
Taucher sind im Einsatz - glücklicher Weise kein aktueller Anlass, man sucht halt den Boden ab, neben Sonnenbrillen kommt auch ein schickes Handy ans Tageslicht - Klingelton "Gluck gluck" - ob er wohl noch zu hören ist?
Tja, den Weg zum Eis hatte Niklas sich einfacher vorgestellt, aber "dummerweise" liegen wir auf der falschen Seite der alten Fahrt, zum Restaurant ist also ein Seitenwechsel erforderlich - und dazu gibt es zum Glück eine Fähre. Also kurbelt er kräftig los, Dover rückt immer näher - und damit auch das Eis.
Auf halber Strecke ein schöner Schnappschuss in Richtung DEK, der die Größe des Hafens deutlich macht. Dank der rührigen Crew hat sich die Marina kräftig weiterentwickelt.
Mittlerweile ist ein Wohnmobilhafen dazu gekommen - bei dieser Aussicht kein Wunder, dass auch diese Sparte ein voller Erfolg wurde.
Aber endlich sind wir drüben, es gibt ein Eis und kurz darauf legen wir wieder ab, letztlich sind wir ja nicht zum Vergnügen unterwegs, oder?
Wasserwanderrastplätze werden beim Ausbau endlich gleich mit angelegt, an vielen Stellen darf man mittlerweile fest machen. Neue Poller und veränderte Spundwände machen dies möglich. Was bleibt ist der Schwell, wenn diese Plätze an Stellen mit beidseitiger Spundwand liegen sind sie sehr unkomfortabel und allenfalls für einen Kurzstop geeignet.
Am Fuß der blauen Berge - diesmal ist der Teutoburger Wald gemeint - liegt dieser neue Wasserwanderrastplatz bei Kilometer 102
. Noch nicht ganz fertig
zeigt er dennoch schon echte Qualitäten, immerhin hat man sich echt Mühe gegeben.
So ist die Original-Spundwand durch kleine aber gut durchdachte Modifikationen sportboot-tauglich geworden.
Auch das Ufer ist neu gestaltet, anscheinend gibt es auch noch irgendwelche elektrische Installationen, denn an mehreren Stellen kommen Kabel an das Licht des Tages. Ein kleiner See und Bänke machen diesen Rastplatz auch attraktiv für Radfahrer und andere.
Niklas macht sich fertig für ein Bad - Flipper haben wir schon während der Fahrt aufgepustet, er wartet auf den ersten Einsatz des Jahres. Huch, ist das kalt - auf jeden Fall mehr als 19 Grad, haben wir vorher mit dem Bord-Bade-Thermometer der
Tremonia gemessen - trotzdem: Diese Stelle....
...so knapp am Gürtel entscheidet immer über das Gelingen eines solchen Ausflugs in das nasse Element. Gut zu sehen: Klares Wasser hier oben am Teutoburger Wald, mehr als einen Meter weit kann man im Wasser sehen. Übrigens: Das mit dem Baden hat geklappt, von mir als "Weichei" provoziert ist das Wasser dann gar nicht mehr sooo kalt. Und bei 28 Grad Lufttemperatur ist es ja auch so richtig erfrischend, man fühlt sich gut danach, aber nach spätestens einer Stunde wünscht man sich die Wiederholung.
Andere sind weniger zimperlich und springen einfach hinein ins kühle Nass. Nicht nur für Boots- und Radfahrer, auch für die Kids aus dem Ort ist dieser Platz eine schöne Stelle am Kanal
Plötzlich Begeisterung bei Niklas: Die
Karl-Heinz läuft vorbei, ja wer hätte das gedacht, dass es den Onkel nicht nur als Straße sondern auch noch als Schiff gibt, denn natürlich haben wir auch die große und wichtige Karl-Heinz-Straße in Altenrheine besucht. Der Junge muss doch was von der Welt sehen...
Bei wem hat sich der Junge nur diese elegante und komfortable Art ein Boot zu steuern abgeschaut? Niklas kopiert meine "Flybrigde für Arme" perfekt.
Auch hier am Teutoburger Wald wird der Kanal verbreitert - überall Baustellen, neue Brücken sind schon eingebaut oder warten auf ihren Einsatz.
Danach wird dann das alte Ufer angeknabbert und Meter für Meter abgebaut.
Dabei kann es dann passieren, dass vorher normale Grundstücke nunmehr plötzlich einen Anschluss an den Kanal erhalten und damit zwar nicht zum Haus am See aber doch wenigstens "am Kanal" werden.
Die Licentia aus Delzijl läuft vor uns, bei 9,50 Meter Breite hat es der Skipper mit den nur 10 Meter breiten Schleusenkammern nicht leicht - ganz behutsam muss er seinen Pott vor den Schleusen in Stellung bringen und dann vorsichtig in die Kammern schieben.
Da bleiben nur wenige Zentimeter an jeder Seite, seine Frau steht jeweils vorn am Bug und gibt Zeichen - und sie hat nicht nur einen grünen Daumen (ich habe noch nie einen derartigen Blumengarten auf einem Schiff gesehen) - sie hat auch bei dieser Aufgabe anscheinend einen guten Blick und vor allem den richtigen Draht zum Mann am Ruder. So muss das sein!
Und während sich die Crew das Festmachen in der Kammer sparen kann - da bewegt sich nichts, da kann sich gar nichts bewegen - kommt es bei der Ausfahrt wieder auf jeden Zentimeter an, auch hier bekommt der Skipper die notwendige Hilfestellung. Wir bleiben in Lingen und lassen die
Licentia allein weiterlaufen. Beim Abschied per Funk wünschen wir dem Skipper für den Abend drei Punkte (Niederlande spielen gegen Portugal - es kommt anders).
Wir machen im Altwasser der Schleuse Altenrheine fest, ein schöner Liegeplatz. In zehn Minuten ist man mit dem Rad in Rheine und auch sonst liegt man hier sehr ruhig und fast ohne Schwell. Diesmal gehörte uns der kleine Hafen sogar ganz allein.
Frühstück in Altenrheine - das Wetter wird immer besser (und es bleibt so - für Wochen - aber das weiß zu diesem Zeitpunkt noch niemand). So ein richtiges Skipper-Frühstück mit Bergen von Rührei und gebackenem Speck und frischen Brötchen - eben mit allem was das Herz begehrt. Nur dieser Spinnewib isst kaum was, wer also musste diese Herrlichkeiten alle in sich hineinstopfen? Ich natürlich.
Plötzlich U-Boot-Alarm - seltsame Apparaturen tauchen aus dem Wasser auf, Sehrohre mit Beleuchtung??
Eine Vergrößerung des Ausschnitts klärt schon mal für den Kundigen die Situation, andere Menschen brauchen vielleicht noch ein Bild mehr, bitte sehr:
Es ist die Westfalen, ihres Zeichens
Vermessungsschiff und eifrig damit beschäftigt, den Schleusenvorhafen auf Fehltiefen zu untersuchen.
Hanekenfähr wird unser Stützpunkt für die Erkundung des Ems-Vechte-Kanals EVK. Hier, am Hotel Wasserfall kann man prima liegen - und eine gute Küche gibt es dort auch.
Niklas interessiert sich mehr für den großen Spielplatz - wenn Kinder zur Crew zählen ist Hanekenfähr auf jeden Fall ein guter Platz zum anlegen. Auch der "Wasserfall" - also das Ems-Wehr mit seiner Lachstreppe - ist immer wieder gut anzuschauen.
EVK - der Ems-Vechte-Kanal soll wieder neu belebt werden. Eine Initiative hat es immerhin geschafft, dass er bis Nordhorn befahren werden kann. Schon bei der Hinfahrt sind wir probeweise ein Stück hineingefahren - erinnert an die verschwiegenen Torf-Kanäle in den Niederlanden - dunkles Wasser, umstanden von dunklen Bäumen - schön.
Und ein bisschen umheimlich, vor allem die Bewohner: Mücken, Libellen und andere Flügeltiere mit ansehnlichen Abmessungen - Niklas ist wenig begeistert. Vermutlich haben die Viecher hier in den Tiefen des dunklen Waldes seit Urzeiten überlebt und stammen direkt von irgendwelchen gigantischen Vorfahren der heutigen Insekten ab. Wir drehen um, die Brücke in Nordhorn wird ohnehin nicht mehr geöffnet, sollte ja auch nur ein kleines "Schnuppern" sein.
Die denkmalgeschützte Schleuse Hanekenfähr am DEK - sie steht meist offen, eine Infotafel klärt über alle wichtigen Punkte zum EVK auf. Die Schleuse wurde 1876 errichtet, über sie wurde auch das Wasser für die Schleusungen im linksemsischen Kanalsystem aus der Ems genommen, denn der Ems-Vechte-Kanal ist ja nur einer von vielen Wasserwegen, die es früher links der Ems gab.
Am nächsten Morgen wird es ernst: Nebelverhangen liegt der Wald vor uns, nee, vor mir, denn Niklas hat sich nach der gestrigen Insekten-Invasion in die Achterkajüte verzogen.
Wenn die Sonne durchkommt wird es für Augenblicke sehr hell und fast gleißend, doch mit dem Durchkommen ist das so eine Sache an diesem frühen Morgen, es gelingt nur selten...
....und im nächsten Moment ist es wieder düster.
Ganz entfernt bewegt sich etwas - es ist glücklicher Weise kein Urtier, das uns auflauert - mit einem kleinen Boot versucht man hier des Uferbewuchses Herr zu werden.
Meter für Meter arbeitet sich der einsame Mitarbeiter den Kanal entlang und schneidet die unteren zwei Meter mit dem Mähbalken, bei einem schnurgeraden und Kilometer langen Kanal sicher nur eine Arbeit für psychisch äußerst stabile Menschen....
Nordhorn kündigt sich an - scheint ein gutes Quartier zu sein, hier am Kanal - die Häuser jedenfalls sehen nicht aus wie vom Billig-Anbieter.
Und dann kommt sie - die Kotting-Brücke. Es war etwas schwierig, eine Öffnung zustande zu bekommen, weil sich unter der angegebenen Nummer niemand meldete. Auch das zuständige WSA war eben nicht zuständig und so half nur ein kurzes Telefongespräch mit Ute in der "Basis" Dortmund.
Über das Internet beschaffte mir Ute schnell die Nummer des wirklich zuständigen Sachbearbeiters, der dann auch eine Öffnung versprach - und das klappte. Ein Mitarbeiter, der hier Sträucher am Kanal beschneidet öffnete uns die Durchfahrt. Wir verabreden eine Öffnung zur Rückfahrt am nächsten Morgen. Doch es soll ganz anders kommen...
Zunächst mal werden wir überall freundlich begrüßt, vor allem die Nordhorner Kinder winken sich einen Wolf, die eingesperrten genauso....
...wie die in freier Wildbahn - so ganz frei waren die ja dann auch nicht - auf jeden Fall wurde uns auch von Fußgängern und Radfahrern freundlich zugenickt. Mit "uns" meine ich jetzt die
Tremonia und mich, denn Niklas hat seine Nase noch immer nicht aus der Achterkajüte gesteckt. Feigling, wegen der paar kapitalen Mücken...
Na, das sieht aber niedrig aus - also schon mal alles aktivieren, was das Boot niedriger macht: Antenne, Mast, Radarreflektor, die
Tremonia duckt sich, aber...
...je näher sie kommt, desto niedriger sieht sie aus und tatsächlich, als ich die
Tremonia ganz langsam immer näher bringe stellt sich heraus: Da passen wir nicht durch. Es fehlen etwa 5cm und fürs ganz gute Gewissen sogar 15 - dabei waren meine Informationen so, dass man mit 2,50 Höhe durchkommt - war wohl nix. Also drehen. Glücklicher Weise ist die Grünpflege an der Brücke noch nicht beendet und der Mitarbeiter öffnet sie erneut für uns
Den hier haben unsere Probleme kalt gelassen, denn er hatte gerade einen beachtlichen Fisch an Land gezogen! Mitten im Dorf, ganz schöne fette Burschen im Ems-Vechte-Kanal!
Kaum sind wir aus dem Mücken-Kanal heraus lässt sich auch mein Leichtmatrose wieder an Deck blicken - nur Blödsinn hat er im Kopf. Ständig dellt er Flipper, diesem unschuldigen Meeressäuger die Nase ein. Ich erinnere ihn an den Tier- und Naturschutzgedanken und appelliere an sein Gefühl, sooo ein süßer Flipper, ich drohe mit dem Tierschutzverein und dem WWF - kaum drehe ich mich um, kriegt Flipper wieder eins auf die Schnauze. Mit einem Schnellschuss über die Schulter kann ich ihn der Tat überführen:
Es geht zurück, nach dem Abstecher ins Emsland nun wieder auf die eigentliche Route: Über den Mittellandkanal in Richtung Osten. Vorher geht Niklas von Bord, in Hanekenfähr wird er abgeholt - schließlich hat eigene Urlaubspläne. Ich muss nun wieder zu Berg fahren bis Bergeshövede und dort auf den MLK wechseln. Ich schleuse mit der
Dettmer Tank 87 und während ich auf das Einlaufen des Tankers warte, schiebt sich die
Nadja hinter den Tanker, ganz schön frech - aber noch viel leichtsinniger, denn der Skipper kann das Boot, wen wundert es, kaum navigieren, da die Dettmer mächtig Schraubenwasser macht.
In der Schleuse legt der Skipper das Schiff schön dicht an den dicken Pott. Unsinn so etwas, es war alles frei.
Völlig klar, dass der Tanker, voll beladen, nur mit ziemlichem Schub aus der Schleuse kommt und dass das bei einer 10-Meter-Kammer ziemlich turbulent wird. Und so tanzt die
Nadja Samba. Es gab noch nicht einmal eine 2. Leine!
Vorsichtig wie ich bin hatte ich mir für das Auslaufen der
Dettmer bereits eine 2. Leine gelegt, um den Bug unter Kontrolle halten zu können. Auf dem Bild sieht man auch, wieviel weiter die
Nadja vor mir lag. Ich fand das sehr leichtsinnig, hätte auch schief gehen können. Solche Abenteuer muss ich nicht haben.