Dieses Teilstück des Dortmund-Ems-Kanals DEK gehört (noch) zu den eher selten befahrenen Kanalabschnitten. Dortmund galt bisher als "nicht für Yachten geeignet" - wobei dies noch eine der harmloseren Formulierungen ist. In der Tat war das Anlegen in Dortmund immer etwas exotisch (Hohe Spundwand, dafür mit Extra-Rost, kaum Poller) und wenn der Hafenmeister außerhalb des Wochenendes eingeschaltet werden musste, kostete die Nacht mal eben locker 16 Euro, mit Mehrwertsteuer, wenn das beruhigt und besänftigt. Aber auch nur, wenn man auf die Tränendrüse drückte, denn in Dortmund muss nach der gültigen Tabelle für die Berufsschifffahrt abgerechnet werden (sonstige Schiffe) - und die schreibt die tageweise Berechnung des Liegegeldes vor, und eine Nacht besteht nun mal aus zwei Tagen, dem Tag davor und dem Tag danach.
Zwei Nächte mit Rabatt: 32 Euro - in Yachthäfen mit Super-Ausstattung ok- aber in Dortmund an der Spundwand???
Aber alles Schnee von gestern, alles Vergangenheit: Jetzt gibt es einen Wasserwanderraststeg und da kann man 72 Stunden liegen - kostenlos. Und Dortmund lohnt sich! Daher jetzt also eine kleine Einführung in die bisher selten befahrenen Kilometer 14,7 bis 0 - und die gehören nicht zu den häßlichen Streckenabschnitten!
Wir beginnen unsere Reise in Henrichenburg bei Kilometer 14,7. Dort wendet sich der DEK, von Dortmund kommend, scharf nach Norden. Genau an dieser Stelle beginnt der Rhein-Herne-Kanal RHK. 1899 wurde hier das Schiffshebewerk Henrichenburg durch Ihre Majestät Kaiser Wilhelm II. eröffnet. Das Luftbild zeigt die Situation im Überblick: Von rechts oben kommt der DEK aus Richtung Dortmund und verläuft nach scharfer Rechtsbiegung nach oben in Richtung Datteln, Münster und Emden weiter. Links unten beginnt der RHK, er verbindet den DEK über Duisburg mit dem Rhein.
Luftbilder mit freundlicher Genehmigung des Wasser- und Schifffahrtsamt Duisburg-Meiderich
Zu den vier Aufstiegsbauwerken: In der direkten Verlängerung des Dortmunder Zweiges liegt das alte Schiffshebewerk von 1899 (unten), im Kanalarm darüber liegt die alte Schachtschleuse von 1914 - mittlerweile verfüllt und für Fußgänger und Radfahrer ein interessanter Spazierweg, für Inliner eine Herausforderung. Im oberen Arm liegen das neue Hebewerk und die große Schachtschleuse, erbaut 1989. Allein diese steht heute noch zu Verfügung, das neue Schiffshebewerk von 1962 wurde im Dezember 2005 aus dem Verkehr gezogen - Probleme mit der Elektrik ließen eine sofortige Sperrung angeraten erscheinen. Für die Sportschifffahrt ein herber Verlust, die Fahrt mit dem Hebewerk war immer ein Erlebnis. Darüber klagen auch die Ausflugsboote!
Zurück ins Jahr 1899: Der hohe Herr ließ sich damals mit dem kaiserlichen Dampfboot Strewe höchstselbst bis Dortmund fahren, denn Dortmund wurde durch den DEK Hafenstadt und kann heute als siebtgrößte Stadt der Republik mit dem größten Kanalhafen Europas aufwarten. Das alte Hafenamt ist mittlerweile Museum und präsentiert auch das Kaiserzimmern, das der Monarch allerdings nie betreten hat! Doch da wollen wir ja erst einmal hinkommen! Dazu bedarf es der Schleuse Henrichenburg!
Henrichenburg - Informationen
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